ESSEN

■ Alfred Psota: "Essen wir uns zu Tode?"

Lesen verdirbt den Appetit. Sicher, es gibt jede Menge Kochbücher, die die Gaumennerven reizen. Aber sie leben jedenfalls, was den Laienverstand betrifft - von den Abbildungen, von den Künsten der wahren Verführer, der Fotografen. So saftig ist kein Steak wie das von Young and Rubicam. Fängt man dagegen an, sich zu informieren, über das, was wir täglich zu uns nehmen, dann braucht man keine Schlankheitskuren mehr. Da sind zum Beispiel die bei Kindern und Junggesellen so beliebten Fischstäbchen: „Die schon Jahrhunderte bekannten Nematodenlarven - kleine, zirka einen Zentimeter lange und weniger als einen Millimeter dicke Würmer in der Bauchhöhle und auch im Fleisch verschiedener Seefische - sind seit 1970 zu einem Problem geworden. Die hauptsächlich aus Haut bestehenden Bauchlappen des Fisches, die früher beim Filetieren weggeschnitten wurden und in denen sich die meisten Wurmlarven befinden, ließ man in den letzten Jahren aus Gewinngründen am Filet bzw. am Fisch. Den Fischstäbchen, die früher aus Fischfilet mit Bandsägen geschnitten wurden, werden heute mit Grätenseparatoren gewonnene Anteile aus den grätenreichen sogenannten V -Schnitten und Bauchlappen, in denen sich Nematodonlarven befinden, zugesetzt.“ Natürlich reicht der Schreck über diese unangenehmen Tierchen nicht über einen Tag hinaus. Außerdem, wovon soll man sich ernähren, angesichts der überall lauernden Gefahren. Wer kann sicher sein, daß die Würmer, die man aus den Fischstäbchen bezieht, nicht die besten Krieger im Kampf gegen die Mitesser aus dem Schweinefleisch sind? Wer hat die Übersicht über die Tausenden von Populationen, die in unserem Körper und von ihm sich nähren? Daß der Mensch nicht der Herr über den eigenen Leib ist, wurde zu lange den Sittlichkeitsaposteln und Hygienikern überlassen. Höchste Zeit, daß die Humoristen sich des Themas annehmen. Das Grundlagenwissen, amüsant verpackt, bietet:

Alfred Psota, Essen wir uns zu Tode?, Ueberreuter, 348 Seiten, Tabellen, Graphiken, 29,80 DM