Herrhausen will Einheit

■ Deutsche-Bank-Chef für Ende der Zweistaatlichkeit

Berlin (taz) - Alfred Herrhausen, der Chef der Deutschen Bank, hat die Wiedervereinigung Deutschlands gefordert. „Ich weiß nicht, was die DDR-Bevölkerung letztlich will. Ich weiß, was ich gerne möchte. Ich möchte gerne, daß die Bundesrepublik und die DDR wiedervereinigt werden“, sagte er im 'Spiegel‘. Befürchtungen, daß die DDR sehr schnell von der bundesdeutschen Wirtschaft verschlungen würde, wenn erst einmal Investitionen aus der BRD zugelassen wären, hat Herrhausen nicht, weil sich für ihn die Frage so nicht stellt: „Diese Ansicht ist nur so lange richtig, wie sie von einer Zweistaatlichkeit ausgeht. Wenn Deutschland wiedervereinigt wird, ist diese Ansicht falsch. Kein Mensch nimmt Anstoß daran, wenn ein württembergischer Unternehmer in Nordrhein-Westfalen tätig wird, im Gegenteil. Notleidende Regionen rufen geradezu dazu auf, daß Investoren bei ihnen tätig werden.“

Den Binnenmarkt sieht Herrhausen nicht gefährdet: „Wir müssen ihn deswegen beschleunigen, weil die Angst unserer Nachbarn vor einem zu starken, weil wiedervereinigten Deutschland nur abgebaut werden kann, wenn wir nationale Souveränitäten auf europäische Institutionen übertragen.“ Als Bedingungen dafür, daß Unternehmen aus dem Westen in der DDR tätig werden, nannte der Deutschbankier vor allem eine politische Reform, damit die bundesdeutsche Wirtschaft entscheiden könne, ob sie von wirtschaftlichen Möglichkeiten Gebrauch machen wolle. Bedingungen seien dann unternehmerische Freiheit, eine Preisreform, eine Reform der Eigentumsverhältnisse „und irgendwann eine Währungsreform“.

Auf die Frage, ob Krenz und Modrow das Rennen gegen die Zeit gewinnen können, meinte Herrhausen: „Hier muß man in der Tat Zweifel haben. Natürlich gehe ich davon aus, daß wir dieses Rennen gewinnen.“

diba

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