: Kröning soll das Weserstadion verkaufen
■ Duisburger Investor will neue Südtribüne teilfinanzieren
„Die Alternative, die Südtribüne bloß zu sanieren, ist weg.“ Nach wochenlangem Gerangel zwischen Senat, SPD-Fraktion und SPD-Landesvostand ist Bremens Sportsenator Volker Kröning jetzt sicher, daß die Südtribüne des Weserstadions neu gebaut wird. Die endgültige Entscheidung des Senats ist allerdings bis zum 5. Dezember zurückgestellt worden, denn inzwischen hat sich ein privater Investor bei Kröning gemeldet, der den Tribünen-Neubau finanzieren und das Stadion künftig betreiben will. Hans Grote heißt der Mann und ist in Bremen kein Unbekannter: Er hat bereits den Bau des Plaza-Hotels finanziert und läßt zur Zeit das sogenannte Asian-Pacific-Trade-Center am Hillmannplatz bauen.
Bei ihrem neuen Modell haben Grote und Kröning um etliche Ecken gedacht. Grote soll das gesamte Stadion auf Dauer leasen. Dafür zahlt er einmalig 23 Millionen Mark. Auf diese Summe packt Bremen noch einmal 3,5 Millionen (eingesparte Renovierungskosten für die Tribüne), der Bund eine Mio (für eine Leichtathletik-Halle) und der SV Werder 1,7 Mio. - und schon ist die neueTribüne finanziert. „Das Interesse eines privaten Investors spricht für sich“, weiß Kröning und meint damit: Mit dem neuen Stadion wird sich richtig Geld verdienen lassen. Und so kalkuliert Grote: Die Gewinne aus der neuen Gastronomie, die in die Südtribüne integriert wird, gehen voll in seine Tasche. Außerdem wird der Vertrag mit dem bisherigen Betreiber der zahlreichen Imbisse gelöst. Neuer Nutznießer
der Bratwurst-, Fischbrötchen- und Biereinnahmen: Grote. Die Erlöse aus kulturellen Veranstaltungen teilen sich Grote und die Stadt. Und last not least: Die Stadt wird künftig pro Jahr 1,6 Millionen Mark an Grote überweisen müssen, damit sie das Stadion auch künftig für Sportveranstaltungen nutzen kann.
Mit diesem Modell, so hat Kröning ausgerechnet, spart die Stadt jährlich eine eine halbe Million gegenüber den ursprünglichen Plänen des Senators. Der hatte vorgesehen, daß die Stadt eine GmbH gründet, die den Neubau des Stadions finanziert und das Stadion künftig betreibt. Der Unterschied zusammengefaßt: Nach dem Grote-Modell werden die Investitionskosten größtenteils privatisiert, dafür fließen aber auch Gewinne aus demrunderneuerten Stadion in private Taschen.
Kröning selbst ist offensichtlich auch noch skeptisch, ob mit der Privatisierung des Stadions der richtige Weg beschritten wird. Kröning: „Sportpolitisch sind beide Modelle gleich, wirtschaftspolitisch ist mein Modell besser, finanzpolitisch wohl das Grote-Modell.“ Und bei den Genossen, die parteiprogrammatisch die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen grundsätzlich ablehnen, hat Kröning „erhebliche Bauchschmerzen festgestellt.“ Bauchschmerzen, die durch das Abwälzen kommender Investitionen auf den Stadthaushalt sicher noch verstärkt werden: Denn für den in absehbarer Zeit anstehenden Neubau der Osttribüne wäre wieder die Stadt Bremen zuständig.
hbk
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