Neu im Kino:

■ „Die Generation von 1969“

Irgendwie sind sie doch alle okay, diese Amerikaner in ihren Provinznestern. Ob sie nun aufs College gehen, um nicht nach Vietnam zu müssen; ob sie auch aufs College gehen, aber zu dumm sind, um zu kapieren wozu und deshalb psychedelische Drogen schlucken, die doof machen; ob sie brav nach Vietnam gehen, um befehlsgemäß zu töten und sich abballern zu lassen und kurz vor dem Abschied noch merken, daß sie Schiß haben: Irgendwo sind sie doch alle nur die braven Kinder ihrer eigentlich gutwilligen Eltern.

Und im Grunde war natürlich auch die ganze Bewegung um das Jahr 1969 herum, Anti-Vietnam, Bürgerrecht und so, nur die harmlose Anstrengung gewesen, das im Grunde idyllische amerikanische Provinz-Leben noch ein kleines bißchen gerechter zu gestalten. Eine Brave-Kinder-Bewegung, auch wenn verständnislose Bullen und Nationalgardisten den gutgemeinten Protest auf vorbildliche Art rigoros niederprügeln. Aber die haben ja auch kein Gesicht und gehören nicht zu der netten Dorf-Gesellschaft.

Von seinem Hintergrund, dem historischen Jahr 1969, als Tricky-Dicky Nixon Präsident wurde und das My-Lai-Massaker aufflog, als Neil Armstrong den Mond zur amerikanischen Kolonie machte und Jimi Hendrix auf dem Woodstock-Festival spielte, hat der Film „Die Generation von 1969“ wenig begriffen. Viele Oberflächenerscheinungen wie Studentenprotest, Generationenkonflikt, Hippie-Kultur, Drogen-Experimente und natürlich die echte Rockmusik als Soundtrack greift er auf und vermischt sie zu einer penetrant gefühlsduseligen Schmierseifenoper um Mama, Papa, echte Freundschaft und die Freundes-Schwester, um die heiß ersehnte erste Liebe und einen bunt bemalten VW-Bus.

Die Menschen sind ja so gut, daß mir bei so viel lauterer Gesinnung fast der Glaube an die Menschheit im Halse steckenbleibt.

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Atlantis, 18, 20.30 Uhr