Buchautor Wedermeier im November

■ Fotobuch „Erinnern für die Zukunft“ mit Texten des Bürgermeisters unterlegt

Klaus Wedemeier, Zwangsarbeiter, Deutsche Schuld und Südafrika künftig erinnernd;Foto: W. Steinberg

Der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier hat ein Buch geschrieben. Es hat 40 hochglänzende Seiten, heißt „Erinnern für die Zukunft“ und erscheint in diesen Novembertagen wobei, so der Autor, „die Jahreszeit kein Zufall ist“. Für das Buch hat Klaus Wedemeier aus dem umfangreichen Fundus seiner Redemanuskripte neun Texte ausgewählt, um „verschiedene Gedanken zu bündeln“. Auch die, die nicht zufällig bei seinen Reden zugegen waren, sollen seine Gedanken über die Hochrüstung, den Holocaust und die Apartheid kennenlernen. Er will, so betonte er bei der Vorstellung des Buches, „keine Behaglichkeit, keine Gemütlichkeit verbreiten“, sondern „etwas mehr Nachdenklichkeit in die Wohnstuben bringen“: „Die Vergangenheit kann nicht abgegolten sein.“

Der Bürgermeister, der gerade der Rüstungs-Fusion Daimler -Benz/MBB zugestimmt hat, schreibt gegen die Hochrüstung an: „Menschliches Wissen und menschliche Schaffenskraft fließen in Projekte, die dem Tod dienen. Mit all den Ressourcen, die in die Rüstung gesteckt werden, ließe sich unsere Erde fruchtbar machen...“ Der Chef eines Senats, der sich mit der Entschädigung der NS-Opfer so schwer tut, erhebt seine Stimme für Humanität: „Die Opfer können nicht vergessen. Wir dürfen sie nicht vergessen und alleinlassen. Wir müssen ihre Schreie hören, damit wir wach bleiben.“

Das Buch wirkt weniger durch die Bürgermeister-Texte, als durch die ästhetisierenden Farbfotos des Bremer Fotografen Jürgen Nogai. Gräber im Herbstlaub, Gräber im Rauhreif, Toten-Gedenkglocke vor knorriger Baumallee. Und immer wieder fahles eisiges Morgenlicht und stille Grabmäler aus der Zeit des „Dritten Reichs“.

Die meisten Fotos sind auf dem Friedhof in Bremen-Osterholz aufgenommen, wo ganze Gräberfelder einsam verwittern und verwuchern. Beerdigt sind hier „niederländische Gefallene“, „ausländische Kriegsopfer“, „unbekannte Bombenopfer“ und auch namentlich bekannte Kriegstote, wie die knapp dreijährige Renate Leonhardt, die am 19. August 1944 unter den Bomben starb und begraben liegt unter einer der in Reih und Glied geordneten Osterholzer Nachkriegs-Grabplatten. Die Fotos laden ein zum herbstlichen Spaziergang auf dem Osterholzer Friedhof, der Ästhetizismus des Fotografen hat jedoch manchmal die Grenze zum Allzuschönen überschritten, dem gräßlich-wuchtigen U-Boot-Bunker in Farge beispielsweise hat er den Schrecken genommen, indem er sich auf einen kleinen grünspanigen Bildausschnitt begrenzte. Auf Spurensuche im aktuellen Bremen hat der Fotograf verzichtet. Das Rüstungs-Elektronik fabrizierende Krupp-Atlas-Werk in der Nähe des Friedhofs hat er nicht abgelichtet.

Dem Bürgermeister gefallen die Fotos sehr: „Ohne solche Fotos hätte ich das Buch nicht gemacht.“ Bescheiden findet auch er, „daß hier die Texte die Bilder unterlegen. Die Texte sind ohne die Bilder wenig. - Vielleicht regen sie an, den Friedhof zu besuchen.“

Barbara Debus

Klaus Wedemeier: Erinnern für die Zukunft. Neun Texte zu Frieden, Gewalt und sozialer Verantwortung. Fotografie: Jürgen Nogai. Nordwestdeutsche Verlagsanstalt Bremerhaven. 40 Seiten. 19.80 Mark.