Kultur für die taz

■ Bremer Sprach-KünstlerInnen lasen Anekdotisches, Lyrisches, Bedenkliches / Bene-taz-Fiz literarisch

Das Modernes ist auf einmal so groß! Und die Stühle sind so viele! Und es ist acht Uhr! Und wo sind sie bloß alle? Ich beschließe, tapfer zu sein und meine taz-Frau zu stehen, schließlich ist beim ersten Mal alles noch neu und tut noch weh. Schließlich ist das mein erstes öffentliches Hemdaufhalten. Auf der Bühne jedenfalls ist schon der Kunstbär los. Lose Menschen stehen vor aufgereihten Kunstwerken - und blitzt nicht bei diesem und jener Kaufwillen aus den Sachverstandaugen? Plötzlich ist mir so, als hätten viel zu viele Menschen viel zu wenig Bilder an der Wand.

Es ist halb neun, die Bühne ist jetzt voll. Unten im Parkett

schlappt ein großes grünes Männchen durch die Reihen und will ordnen. Das ist Norbert Kentrup, seines jetzigen Zeichens Hausmeister mit Ernst-Huberty-Strähnen. Er wird zusammen mit Eike Besuden die Moderation übernehmen, und warum auch nicht? Bei tazzens geht die Kultur schließlich vom Volke aus.

Und nun beginnt's. Das Kulturprogramm, das von Freunden der taz der taz geschenkt worden ist. Und es beginnt damit, daß der Hausmeister das Mikrofon richtet, im wahrsten Sinne des Wortes, aber Eike Besuden ist an Mikrofonumgang gewöhnt und läßt sich nicht aus der Begrüßung bringen. Was folgt, ist eine span

nende Mischung aus Bremer Kultur: Brigitte Röttgers trägt eigene Gedichte vor, Detlev Michelers hat extra für die taz ein herrliches „Leser-Bekenntnis“ (s.Nebenseite) verfaßt, Jürgen Alberts liest aus Salman Rushdies „Satanischen Versen“, Michael Augustin gibt Kostproben aus seinem neuen, unveröffentlichten Manuskript: fein bösartige Geschichten über dich und mich (vielleicht lieber dich?). Zusätzlich haben die Autoren, aber auch andere Spendible, Bücher für den Büchertisch geopfert.

Für musikalisches Aufhorchen sorgt das Saxophon-Duo Christoph Hansen und Gido Bäumer mit dem „Konzertstück für zwei Alt-Saxophone“ von Paul Hindemith (1933). Ein konzentriertes Stück Musik, das sozusagen trotzdem ankommt.

Plötzlich liebe ich sie alle. Alle, die gekommen sind, sind wegen uns gekommen! Haben wir das verdient? Nicht auszudenken, wenn ja. Wenn nein, haben wir demnächst viel zu tun. Ich hätte gerne einen Hut gehabt. Zum Ziehen. Claudia Kohlhas