Kunick rechtfertigt den Planungsgalopp: Zeitdruck

■ Planer verkündete Startbahnbau bei Hafenkonzert

„Wir stehen unter einem unheimlichen Zeitdruck.“ Mit diesen Worten reagierte gestern der beim Häfensenator für den Startbahnausbau verantwortliche Planer, Andreas Freytag, auf die Vorwürfe des Startbahnanrainers Bauer Wähmann (vgl. taz vom 23.11.). In der Sache bestätigte Freytag Vorwürfe Wähmanns, nur daß sie für den Planer schlicht in der Logik des Planfeststellungsverfahres begründet liegen. Tatsächlich könne die Flughafen GmbH, seit ihr der Beschluß am 10. November zugestellt worden war, mit dem Bau beginnen. Ebenso bestätigte Freytag, daß die Bürger derzeit noch nicht gegen die „sofortige Vollziehbarkeit“ klagen können.Die Klage frist beginnt erst mit der öffentlichen Auslegung und die wiederum am kommenden Montag. Die Behörde habe sich aber alle Mühe gegeben, die Bürger möglichst frühzeitig zu informieren. Man habe deshalb extra mehrere Exemplare vorab in vier Ortsämtern ausgelegt und dies auch am vorletzten Sonntag im „Hafenkonzert“ von Radio Bremen bekannt gemacht.

Bei einer erfolgreichen späteren Klage der Anlieger müßten

die Baumaßnahmen wieder rückgängig gemacht werden. Aber auch dafür hat die Behörde schon vorgesorgt. Die sogenannte „Grunddienstbarkeit“, mit der der Familie Wähmann zugesagt wurde, daß keine weitere Startbahn gebaut wird, bezieht sich lediglich auf die letzten 140 Meter der geplanten 300 Meter Piste. Auch für den Fall, daß sich die Wähmanns vor Gericht durchsetzen, hat die Behörde vorgesorgt: Dann würden lediglich 160 Meter gebaut und zum Ausgleich die Zahl der Nachtstarts erhöht.

Gestern nachmittag meldete sich auch der des Wortbruchs bezichtigte Senator Kunick zu Wort. Die Startbahnverlängerung sei notwendig, um 14 Nachtstarts während der Sommermonate zu vermeiden. Außerdem habe er Wähmann mindestens sechs telefonische oder schriftliche Gesprächsangebote gemacht - ohne Reaktion. Auch ein Katalog mit lärmmindernden Maßnahmen sei angeboten worden.

Für Verhandlungen mit Wähmann sieht Kunick noch genügend Zeit. Erst im Januar würden die Baggerarbeiten an der Startbahn beginnen.

hbk