Der Schwarzmarkt blüht

 ■ MAUERBLICK

Der Schwarzmarkt blüht in Berlin - nicht nur der für D-Mark West gegen Mark Ost. Der Berliner DGB zeigt sich besorgt über „die Folgen unkontrollierter Beschäftigung von DDR -Bürgern in West-Berlin“. Pagels sagte am Freitag, es gebe bereits Angebote von einer Drogerie- und einer Warenhauskette, DDR-Bürger als Billig-Arbeitskräfte im Weihnachtsgeschäft einzustellen: für 5,50 D-Mark die Stunde. Es sei „beschämend“ und „nicht die passende Antwort auf das Vertrauen der neuen DDR-Staatsführung, wenn Westreisende das ihnen einmal im Jahr zustehende Begrüßungsgeld von 100 Mark mehrfach einsacken, rügte die Werningeroder Staatsbankdirektorin Berner in der SED-eigenen Zeitung 'Volksstimme‘ ihre Landsleute. Aber die „BRD-Behörden“ hätten sämtliche Auszahlungen gespeichert (was das innerdeutsche Ministerium allerdings bestreitet), „so daß diesen Leuten auf die Schliche gekommen wird“. Und den Computer-Auszug bekämen die DDR-Behörden auf den Tisch. Man könne sicher sein, daß solche schwarzen Schafe für ihre nächste West-Reise keine Devisen bekämen.

Seit der Öffnung der Grenzen haben die DDR-Bürger etwa 200 Millionen D-Mark eingetauscht. Jeder kann 15 D-Mark umtauschen. Nur mit einer „außerordentlichen Anspannung aller Kräfte“ sei der Ansturm von 12,5 Millionen Kunden von den Filialen und Wechselstellen der DDR-Staatsbank und den Sparkassen bewältigt worden. Tag und Nacht seien Kraftfahrer und Sicherheitskräfte unterwegs gewesen, um die ständigen Geldtransporte in die Städte zu sichern.

Hüben wie drüben will man Devisen lockermachen. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Matthäus-Maier forderte für die SPD ein Programm zur Unterstützung des Reformprozesses in der DDR. Über die finanzielle Größenordnung könne man allerdings erst reden, wenn die Verwendung der Gelder klar sei. Sparen will Matthäus-Maier das Geld bei den Verteidigungsausgaben: insgesamt 3,2 Mark. Gekürzt werden soll nach Angaben der SPD vor allem bei den offensivfähigen Waffen und dem Jäger 90. Die Reformprozesse in der DDR unterstützen will auch Verteidigungsminister Stoltenberg. Angesichts der „überzeugenden Reformschritte“ kann er sich „bestimmte Kooperationsformen“ zwischen Bundeswehr und Nationaler Volksarmee vorstellen. Es sei denkbar, daß Soldaten der NVA zu Diskussionen mit Bundeswehrsoldaten zusammentreffen. Und wann gibt's das erste deutsch-deutsche Manöver?

bu