Konspirativ erheiternd

■ Neue LP des „Strange Ways-Labels“ wurde vorgestellt

Inzwischen ist es zwar schon längst keine Sensation mehr, daß Bremer und Umzu-Gruppen auf Schallplatte erscheinen, doch diesmal hatte die Veröffentlichung der neuen Strange Ways-LP etwas Besonderes zu bieten. Von den insgesamt achtzehn Formationen, die auf dem neuen Label-Produkt der Herren Gärtner und Klebe erscheinen, waren immerhin fünfzehn zugegen, um auf der Bühne ihren beigesteuerten Song zu präsentieren. Nicht etwa live, schließlich sollte eine runde Plastikscheibe mit einem Loch und zwei Rillen im Lagerhaus Schildstraße vorgestellt werden. Also begaben sich die Gruppen ohne elektronische Hilfen auf die Bühne und ulkten sich durch den Abend. Was auf der Platte gerade einmal sechzig Minuten ausmacht, dauerte so gute zwei Stunden.

Bremen Under Cover, so der leicht konspirative Titel, bietet ausschließlich Cover-Versionen bekannter und weniger geläufiger Songs der letzten dreißig Jahre. Von den Doors über die Beatles bis zu Velvet Underground und Kraftwerk reicht die Palette der Neuinterpretationen, Rockklassiker wie „San Francisco“, „Heya“, „We will rock you“ und „Moon over Bourbon Street“ runden die Zusammenstellung ab.

Daß Bremen nun nicht gerade Berlin oder London ist, bemäkelten einige BesucherInnen ganz zu recht, doch diesen Anspruch erhob die Präsentation auch nicht. Die Moderation der beiden Theatre du Pain-Mitglieder Uli Poll

kläsener und Stefan Walkau war mitunter schlecht oder gar nicht zu verstehen, und so entgingen weiten Teilen des Publikums die wohlgemeinten Zwischengespräche. Das Konzept im Rahmen einer improvisierten Fernsehsendung ging so leider nicht ganz auf.

Dabei hatte es sich spaßig angelassen. Die Kennmelodie des Aktuellen Sportstudios ertönte und kurz darauf explodierte spektakulär ein Scheinwerfer. Eigentlich schade, daß der spannende Auftakt in der Folgezeit einer gewissen Beliebigkeit wich, die zum Teil recht unbekannten Bands hatten allerdings auch nicht gerade Weltbewegendes an Redebeiträgen zu bieten. Immerhin sorgten Fünf Blonde Schwestern, ein Männerquartett, mit ihren in russisch gehaltenen Statements für Erheiterung.

Musikalisch und technisch geriert sich das Venyl-Produkt grundsolide. Ausnahmen im positiven Sinne sind die (halb -)professionellen Bands wie Pachinko Fake mit ihrem Batman-Thema oder wieder einmal The Perc Meets The Hidden Gentleman in bester Hippie-Manier mit Heya.

Bremen Under Cover ist allein deshalb bemerkenswert, weil das Strange Ways Label es auf's Neue verstanden hat, stilistisch eine möglichst weite Bandbreite bremischen Musikschaffens auf Platte zu pressen. An Mentoren unabhängiger Kunst kann es in dieser Stadt nicht genug geben.

Cool J.F