Israel setzt auf Teilung des Libanons

Syrische Einflußsphäre im Norden und Osten, Jerusalemer Kontrolle über den Süden des Landes Mord an Staatspräsident Moawad als Argument für die Beibehaltung der „Sicherheitszone“  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Ermordung des libanesischen Präsidenten Rene Moawad zeigt nach Ansicht israelischer Politiker das ganze Ausmaß an Unsicherheit und Chaos im nördlichen Nachbarland. Unter Verweis auf diese „Anarchie“ und Instabilität wird zugleich betont, daß die sogenannte „Sicherheitszone“ im Südlibanon noch über Jahre hinweg aufrecht erhalten werden muß. Die Regierung in Jerusalem hat bereits signalisiert, daß sie eine Teilung des Libanons in eine syrische und israelische Einflußsphäre gegenüber Versuchen, in Beirut eine gestärkte Zentralregierung zu installieren, bevorzugen würde.

Ein Editorial der Zeitung 'Davar‘ benennt zwei Alternativen: Eine Serie weiterer Morde, beispielsweise an dem Christen-General Michel Aoun. Der andere Weg bestünde in einer Aufsplitterung des Landes in einzelne ethnische Enklaven. Diesem Szenario zufolge würde der Norden und Osten unter syrischen, der Süden unter israelischen Einfluß fallen.

„Solche Einflußspähren liegen mehr im Sicherheitsinteresse Israels, als eine Rückkehr zu abenteuerlichen und müßigen Versuchen, Beirut eine Regierung und Disziplin aufzuzwingen. Selbst wenn Aoun mit Assads Zustimmung entfernt werden würde, sollte Syrien daher lieber die Entwicklung in Richtung auf die zweite Alternative lenken“, hieß es in dem Blatt - ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Damaskus.

Der neue Leiter des Presseamtes der Regierung in Jerusalem, Jossi Olmert, erklärte in einem Interview mit der 'Jerusalem Post‘, auch ein neuer libanesischer Präsident werde dem Land keine Stablilität bringen. Das Friedensabkommen von Taif sei von Anfang an eine Totgeburt gewesen. Olmert, der als Libanon-Spezialist gilt, geht von neuen Kämpfen und einer Teilung des Landes aus. Zu Aoun erklärte er, Israel betrachte ihn als einen der Kriegsherren und arbeite nicht mit ihm zusammen.

Am Wochenende besuchten 35 Abgeordnete des israelischen Parlaments auf Einladung der Siedlungsorganisation von Galiläa das Grenzgebiet im Norden des Landes. Die Parlamentarier trafen unter anderem mit Clovis Francis, dem Vertreter der christlich-maronitischen Gemeinschaft, zusammen. Christliche südlibanesische Schulkinder schwenkten israelische und libanesische Fähnchen, um die Delegation aus Jerusalem zu begrüßen.