Sozialismus für Blüm tot

■ Die NRW-CDU im Vorwahlkampf / Platzhirsche verteidigen ihre Listenplätze, und Blüm bringt seine Quereinsteiger durch

Münster (taz) -Ein halbes Jahr vor der Landtagswahl hat die nordrhein-westfälische CDU ihre Reihen fest geschlossen. Die im Vorfeld des Parteitages heiß umstrittene Reserveliste fand am Samstag in Münster eine satte 95-Prozent-Mehrheit. Ohne Mühe setzte Spitzenkandidat Norbert Blüm auch seine vier Quereinsteiger, den Olympia-Reiter Rainer Klimke, den Ex-SPDler Prof. Martin Kriele, die Theaterwissenschaftlerin Prof. Renate Möhrmann und den Bayer-Chefjuristen Jürgen Schwericke durch. Auch bei Blüms wundem Punkt regte sich kaum Widerspruch. Nur ein Delegierter aus Duisburg forderte ihn auf, seine Entscheidung, nach einer Wahlniederlage nicht als Oppositionsführer nach Düsseldorf zu wechseln, „rückgängig zu machen“.

Munter wurde es lediglich, als einige altgediente CDU -Platzhirsche sich anschickten, mit Hilfe der Delegierten auf aussichtsreichere Listenplätze vorzurücken. Der Landwirt und jetzige Abgeordnete Lieven schafft den Sprung mit einem beschwörenden Appell: Mit Blick auf seine Diäten sagte er: „Ich habe nur Sie. Helfen Sie mir, dieses Problem zu lösen.“ Er stieg vom aussichtslosen Platz 61 zum 41. auf.

Blüm widmete sich fast ausschließlich dem Umbruch im Osten. Der SPD hielt er vor, jahrelang nur die Mächtigen hofiert zu haben. Die „friedliche Revolution“ in der DDR zeige, daß „der Sozialismus tot ist, so tot wie eine Schildkröte, von der nur noch der Panzer übrig geblieben ist“. Das Scheitern umfaßt für ihn auch alle „Spielarten des Sozialismus“. Bis zur Wahl im Mai will Blüm das all den NRWlern klar gemacht habenn, die bisher dem marxistisch-leninistisch -sozialistischen Kurs des Johannes Rau so unerschütterlich gefolgt sind.

J.S.