Schulterschluß für die Tarifrunde

■ DGB-Arbeitszeitkonferenz in Sindelfingen / Im anstehenden Arbeitskampf soll die 35-Stunden-Woche durchgesetzt werden / Entschieden wird in der Metall- und Druckindustrie

Sindelfingen (taz) - „Gemeinsam für die 35-Stunden-Woche wir werden noch vieles bewegen“ prangte als Motto neben der Streiksonne auf den übergroßen Plakaten in der Sindelfinger Messehalle. Dort hatten sich am Samstag rund 4.000 GewerkschafterInnen zur DGB-Arbeitszeitkonferenz versammelt, um sich bei der offiziellen Auftaktveranstaltung gemeinsam Mut für die Tarifrunde im kommenden Frühjahr zu machen. Dann sollen nämlich endlich die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, der Erhalt der freien Wochenenden und eine kräftige Einkommensverbesserung durchgesetzt werden.

Mit den „explodierenden Gewinnen“ der Unternehmen und der hohen Massenarbeitslosigkeit begründete der stellvertretende Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche die Forderungen der Gewerkschaften. Der Kampf werde, so Hensche, im nächsten Jahr in der Metall- und Druckindustrie entschieden. Daß die Ziele notfalls auch erstreikt werden, daran ließen die GewerkschafterInnen keinen Zweifel. Hensche warnte vor „unnötiger Scharfmacherei“ im Vorfeld der Tarifrunde durch „Einmischungsversuche von Politikern“ und „Aussperrungsandrohungen von Unternehmern“. Die Funktionäre rief er zu Arbeitskampfschulungen in allen Betrieben auf.

Auch der DGB-Landesvorsitzende Siegfried Pommerenke kündigte Vorbereitungen für anstehende Kampfmaßnahmen an. In allen DGB-Kreisen und Ortskartellen würden Solidaritätskomitees gebildet, um die Metaller „aktiv zu unterstützen“. Daß es den Gewerkschaften bei Arbeitszeitverkürzung und freiem Wochenende vorrangig um mehr „freie Zeit“ und „Zeit-Souveränität“ der arbeitenden Menschen geht, legte die Berliner Soziologin Christiane Müller-Wiechmann klar: Erwerbsarbeit und außerberufliche Eigenarbeit würden zu steigenden Belastungen führen, so daß die freie Zeit immer mehr zum „Überlaufbecken“ werde. Sie plädierte für „kürzere Arbeitstage“, „weniger Streß“ und „mehr Muße zum Leben“.

e.s.