BETONPROSA

■ Selbsterfahrungsgestammel nach einem historischen Ereignis

Nein, bzw. doch, ich muß es eingestehen - so heftig hatte ich mir die Verwirrung in der Folge eines historischen Ereignisses nicht vorgestellt. Ich selbst war nicht dabeigewesen. Ich verreiste am 7. November des Jahres mit einem Flugzeug auf eine Insel. Dort las ich dann in den Zeitungen, wie sich, quasi über Nacht, die Insel West-Berlin in einen integralen europäischen Festlandsbestandteil gewandelt hatte. Mithin ein Akt der Landgewinnung.

Da sich während meines Inselaufenthalts das Wetter erwartungsgemäß verschlechterte, fand ich die Muße, das örtliche Meeresmuseum zu besuchen. Wie in kleineren Museen üblich, war die Präsentation der Exponate liebevoll arrangiert. Nebelhörner, Schiffsmodelle, Stockanker, Rettungsringe, Harpunen, Schiff-in-Not-Gemälde, Signalpfeifen - das ganze Equipment bzw. dessen Miniaturisierung bzw. dessen bildliche Darstellung war in einem einzigen Kunterbunt staubfrei sauber neben- und übereinandergetürmt, um vor allem zu zeigen: es geht - man kann das feindliche Element durchaus in den ökonomischen Gebrauch nehmen, ihm einen Profit abtrutzen.

In der Abteilung 'Eindeichung und Landgewinnung‘ wird mittels Schautafeln demonstriert, wie im Schutz von kleinen Inseln (Halligen) weit in das Watt hinein Pfahldämme und Gestrüppzäune (Buhnen und Lahnungen) getrieben werden, an denen sich dann verstärkt Schlick ablagert. Mit Hilfe dieses Schlicks, dem Bodensatz des Meeres, läßt sich das Niveau im Laufe der Zeit soweit anheben, daß Neuland entsteht. Eine andere Technik ist die der Abdämmung größerer Seegebiete zum Zweck der Trockenlegung qua Auspumpen.

Am Abend las ich dann bei Grog und Meeresrauschen Zeitungsartikel über die DDR-Ökonomie, die Fernsehkräne am Brandenburger Tor und die Frage: Was wird mit der Mauer? Ich dosierte diesen Konsum vorsichtig und nahm an, bis zu meiner Rückkehr würde sich alles etwas beruhigt haben.

Vernünftige Autoradios

Diese Annahme war falsch. M. holte mich vom Flughafen ab. Während wir auf der Stadtautobahn zwischen Trabanten und Wartburgen im Stau standen, sprach sie mir vom Für und Wider der Wiedervereinigung. Dabei drückte sie in kurzen Abständen die Stationstasten ihres Autoradios zwischen Ost und West. So erfahre ich durch die DDR-Nachrichten, daß sich Egon Krenz in der Designfrage des Verhandlungstisches für rund entschieden hat; ein offensichtlich in die DDR strafversetzter SFB-Kommentator weiß, was die Menschen in der DDR erst einmal brauchen: „Vernünftige Autos, und Telefone, die funktionieren„; und der neo-marxistische Ökonom erklärt seinem Interviewpartner, wie man die Wirtschaft der DDR durch Preis- und Einkommensstrukturveränderungen für die Weltmarktstruktur kompatibel machen kann.

„Stell Dir vor“, sagt M., als sie von DT64 auf Stimme der DDR umschaltet, „ich habe drei DDR-Sender fest einprogrammiert.“

„Donnerwetter“, bestätige ich. Vor einem Monat noch interessierte sich M. nämlich für Politik genauso heftig, wie meinem Tankwart die humangenetischen Implikationen linksdrehender Aminosäuremoleküle nahegehen.

Human Touch bitte

Endlich zu Hause, finde ich einen Zettel von T. vor: „Was sagst Du nun? Ist das nicht phantastisch?“ Neugierig suche ich unsere gemeinsame Wohnung nach möglichen netten Veränderungen ab. Aber das Bad ist nach wie vor nicht gestrichen, die Waschmaschine sieht noch kaputter aus, das schmutzige Geschirr hat sich eine prächtige Pilzkultur zugelegt. Also zielt T.s kryptische Fragestellung wohl doch auf das historische Ereignis ab.

Davon erzählt mir auch der Anrufbeantworter. Ein Schweizer Magazinredakteur hätte gerne die Reportage mit Human Touch aus einem DDR-Betrieb. Mit der nächsten Nachricht, offenbar einen Tag später, vergrößert er den Auftragseingang durch ein gewünschtes Karl-Eduard-von-Schnitzler-Interview und die Bitte um Vermittlung eines Bärbel-Bohley-Porträtisten. Die Phantasie des Redakteurs stellt sich vor, daß dieser a) ein international renommierter Schreiber zu sein hätte und b) der Bohley bereits seit frühesten Buddelkastenjahren bekannt sein sollte. Dagegen nimmt sich das meinem Anrufbeantworter vorgetragene Anliegen eines Hamburger Redakteurs geradezu bescheiden aus: Recherche der touristik-logistischen Voraussetzungen des Spreewaldes als Naherholungsgebiet für Westberliner.

Die Bedingtheit dieser Nachfragebelebung wird mir klar, als ich den abonnierten Zeitungsberg durchblättere: die Realität ist in der deutsch-deutschen Frage versunken. Egal, ob es die Volontärin ist, die von einer europäischen Metropole Berlin träumt; der Stadtentwickler, der in Ost-Berlin, Potsdam, Oranienburg, Bernau und Königswusterhausen neue Formen von Einkaufszonen als Freihandelsräume entstehen lassen möchte, um West-Berlin den ökologischen Kollaps zu ersparen; der FU-Politologieprofessor, der vor 20 Jahren durch seine Kritik an der Transformation westlicher Demokratien bekannt wurde und heute doziert, daß die Konvertibilität der Ost-Mark leichter in einem demokratischen System mit einer demokratisch legitimierten Regierung gelingt; der Raddatz-Nachfolger, der, wie er schreibt, einmal im Leben Realist sein möchte - na holla, als wenn er jemals etwas anderes gewesen wäre - und prompt die Inlandsverschuldung mit der Auslandsverschuldung verwechselt; die ... - nein, lassen wir das, es reicht.

Ich beschließe, den ganzen Zeitungshaufen gleich morgen L. zu schenken. L. archiviert alles, was ihm an Gedrucktem zwischen die Finger kommt. Unterschiedslos, also ohne inhaltliche Präferenzen. Egal, ob Kassenbon, Hauswurfsendung, Unterhosenreklame, Speisekarte, Aktienkursspiegel oder Pornoheftchen - alles wird abgeheftet und nach einem mir unverständlichen System in seinen Thesaurus als eingegangen registriert.

Art mobil

Derart vom Überdruß attackiert, bin ich froh, daß C. anruft und nicht von dem historischen Ereignis spricht. Prompt nehme ich ihre Einladung an - unvorsichtig euphorisiert und entgegen meiner Abneigung für derartige Veranstaltungen -, sie bei dem Besuch einer Vernissage zu begleiten.

„Luise Reschaub versteht sich als Anwältin für unseren guten Geschmack“, erklärt C., als wir später in einer der besseren Wohn- und Bürostraßen Charlottenburgs nach der richtigen Hausnummer suchen. „Sie ist Grafikerin, Malerin und Galeristin - in jüngster Zeit eigentlich nur noch letzteres. Ihr erfolgreicher Dreh besteht darin, keine eigenen Galerieräume zu betreiben. Sie nennt ihr Unternehmen 'Galerie im Koffer‘. Ihre Ausstellungen inszeniert sie bei Bekannten und empfohlenen Personen. Das sind ausnahmslos aufstrebende Unternehmer - Ärzte, Anwälte, Software -Produzenten, Immobilienhändler, Verleger - die ihre repräsentativen Büroräume für eine Ausstellung zur Verfügung stellen, um sich damit in ihren Freundes- und Geschäftskreisen zu profilieren. Der Effekt ist ein Schneeballsystem: die ausstellenden Geschäftsleute führen ihr neue Käufer zu, sie ihrerseits vermittelt ihnen durch den bestehenden Kunden- und Interessentenstamm neue interessante Geschäftskontakte. Die reinste Eine-Hand-wäscht -die-andere-Anlage.“

Da C. ihre Einladungskarte vergessen hat, schließen wir uns auf der Straße mit Abstand einfach einem wohlsituiert ausschauenden Paar an, in der Hoffnung, sie werden uns zur richtigen Hausnummer führen.

Das Besondere an den Einladungen, die Luise Reschaub verschickt, ist ihre persönliche Ansprache. Sie schreibt auf jeden dieser Vierfarbhochglanzkartons handschriftlich ein paar freundliche Zeilen. Verkaufen tut sie junge, noch unbekannte Maler in der Billig-Preisklasse zwischen zwei bis 7.000 Mark.“

„Und was werden heute abend für Künstler präsentiert?“ frage ich arglos bei C. nach.

„Drei junge DDR-Maler. Ganz frisch, und sicherlich am staatlichen Kunsthandel vorbei.“

Ich will auf dem Absatz kehrtmachen. Doch zu spät. Wir befinden uns bereits in einem aufwendig restaurierten Gründerzeittreppenhaus. Hinter uns drängen zahlreich und verhaltenen Schrittes wohlausstaffierte KunstliebhaberInnen dem grenzüberschreitenden Kulturereignis zu.

Im Inneren der Notarkanzlei eine Ansammlung von Wir-haben -Geld, wie man sie in Berlin selten so eng beeinander sieht. Dominierendes Gesprächstheme ist das historische Ereignis. Eine goldverzierte Mittfünfzigerin fragt einen sehr kurzhaarigen, einfach gekleideten Frühzwanziger: „Wie fühlen Sie sich denn, wenn Sie jetzt einfach so zu Ihrer Ausstellung in den Westen kommen dürfen?“

Algebra der Revolution

Ich halte mich an Frau Reschaub, die Galeristin, um zu erfahren, wie stressig, im Grunde jedoch problemlos die Organisation dieser Ausstellung war. „Darüber hinaus“, kommentiert sie die Überschreitung der bis vor kurzem lokalen Begrenztheit ihres Unternehmens, „mache ich solche Ausstellungen mit dem gleichen Konzept inzwischen auch in Bayern. Nein, nicht in München. Eher abseits. Hof, Regensburg, Bamberg. Und das läuft sehr gut.“

Während sie zwischendurch einer Duz-Bekannten emphatisch um den Hals fällt, stelle ich mir einen schlauen, strebsamen Provinzbamberger Kleinindustriellen vor, der eben viel zu schlau ist, sich als Kunstkäufer von der Kölner oder Düsseldorfer Szene auf den Grill packen zu lassen. Statt dessen läßt er sich von Frau Reschaub mit einer Ausstellung in seiner Hanglagenvilla Profilschärfe verpassen. Mit Ost -Künstlern und goutierenden CSU-Honoratioren.

Doch die Wirklichkeit ist inzwischen einmal mehr entschieden voraus. „Sie glauben ja gar nicht“, fährt Luise Reschaub, von der heftigen Begrüßung noch etwas atemlos, fort, „Sie glauben ja gar nicht, wie sehr der Mauerfall die Menschen bewegt. Stellen Sie sich vor, ich habe Anfragen über Anfragen. Besonders aus Westdeutschland. Plötzlich wollen alle ein Stück Mauer haben. Ach, was rede ich - nicht ein Stück, sondern gleich meterweise hätten sie gern davon: als Skulptur im Garten, als Schreibtischplatte, für einen Swimmingpool - und das Verrückteste - als Trennwand durch die Villa eines geschiedenen Arztehepaares.“

Mit einem kopfschüttelnden „nein, diese Kunstliebhaber“ verabschiede ich mich und suche ohne C., die sich gerade mit einem graugelockten Herren in das Problem des Währungsgefälles versenkt hat, das Weite.

Neurovegetative Insuffizienten

Mein Freund K. lebt ein von jedwedem Zeitgeistlichkeitszugriff ungetrübtes Leben. Die Basis dafür ist ihm eine in Zahlen nicht exakt auszudrückende Erbschaft. Zu diesem Vermögen größerer Größenordnung zählt auch ein Haus auf viereinhalbtausend Quadratmetern Grund in repräsentativer Westberliner Stadtrandlage. Dort wohnt K. mit seinen beiden Katzen Heinz und Benno.

Kurz gesagt, leidet K. unter seiner physisch und psychisch bionegativen Persönlichkeitsstruktur trotz differenzierter Intelligenz- und Gefühlsqualität. Die Folge davon ist, daß K. wenig raus geht und wenig rein läßt. Ich beschloß, K. am Morgen nach der Vernissage zu besuchen.

Da K. an diesem Morgen weder telefonisch zu erreichen ist noch über die Gegensprechanlage mein Klingelzeichen beantwortet, versuche ich, das Tor zu seinem Grundstück mit dem Schlüssel zu öffnen, den er mir erst kürzlich gegeben hatte. K. hat jedoch offensichtlich außerturnusmäßig das Schloß wieder erneuern lassen, so daß ich hinüber klettern muß.

Vor seiner Haustür liegen zwei Fernsehapparate und vier Radios im Regen. Die Tür ist verschlossen, also steige ich durch das Küchenfenster ein. Es riecht nach Katzenfutter und schmutziger Wäsche.

K. finde ich im Bett seines abgedunkelten Schlafzimmers. Also hat dieser psychopathische Neurastheniker plus Alkoholiker zusätzlich zu seinen zahlreichen neurovegetative Insuffizienzen nun auch noch eine chronische Nephropathie diagnostiziert und sich wieder einmal fortwährende Bettruhe und Bouillon verordnet. Doch es ist noch viel schlimmer.

Wer is'n da? spricht mich ein grau-blau-gestreifter Pyjamarücken an.

Ich bin's.

Ach Du.

Was'n los?

Furchtbar.

Brauchst Du was?

Ja.

Was'n.

Ruhe.

Also schwiegen wir eine Weile. Irgendwann rappelt sich K. hoch und schaut mich ganz aus der Ferne an. „Schroffe Insuffizienzgefühle und schizoider Kern mit Neigung zu autistisch-empfindlichen Absperrung. Mauer!“, kommt die Selbstdiagnose tonlos über seine Lippen.

„Und wie fing das an?“ frage ich vorsichtig.

„Als ich mit dem Fahrrad am ersten Samstag nach dem Ereignis zu meiner Tankstelle fuhr, um Zigaretten und Bier zu holen... Du kannst es Dir nicht vorstellen.“

„Nein.“

Der ganze Kassenraum voll mit Menschen. Die wollten alle Cola, Mars und Snickers. Am nächsten Tag beim Zeitungshändler - wieder so viele Menschen. Auch im Lebensmittelladen. Und das hier draußen. Sogar Wartburgs parken jetzt hier bei mir in der Straße. Und dann das Radio. Inzwischen viel schlimmer als das Fernsehen. Kein Grieg -Konzert mehr, sondern Rock für Berlin aus der Deutschlandhalle. Die Verkehrshinweise sind inzwischen so lang wie im Ruhrgebiet, und ganz obendrein rief dann noch so'n Sozialarbeiter an und fragte, ob ich nicht in meinem Haus ein paar Betten für Wochenendbesucher aus Drüben zur Verfügung stellen könnte.“

„Verstehe.“ Ich reiche ihm ein Glas abgestandenes Mineralwasser, und K. sinkt erschöpft in die Kissen zurück. „Und was hast Du dann gemacht?“ will ich wissen.

„Ich bin in die Offensive gegangen. Bin über die Grenze gefahren. Furchtbar, diese Menschenmassen. Und alle so fröhlich. Trabi-Klopfen und Blumen für die Grenzorgane. Schließlich habe ich die Ministerien abgeklappert. Nach drei Tagen war ich da endlich drin, und die waren auch dialogbereit. Am Anfang haben wir im Palast-Hotel verhandelt. Aber dann kriegten die Schiß, wegen der neuen ehrlichen Habe-Nichts-Linie. Also haben wir in diesen neo -stalinistischen Konferenzzimmern weitergeredet.“

„Worüber?“

Garten Eden

K. klettert aus dem Bett, wirft sich in seinen angegilbten Bademantel und führt mich drei Zimmer weiter. Auf einem großen Tisch ist ein Modell seines Grundstücks aufgebaut. Ringsherum eine Mauer. Die bemalte Seite nach außen.

„Hab ich anfertigen lassen. Hätte schön sein können. Da links in der Ecke der Efeu. Und hier die Heberampe. Die kann ich von innen ausfahren, und da paßt dann ein PKW bis 4,2 Tonnen drauf. Der wird dann über die Mauer gehoben, denn es gibt ja kein Tor. Von draußen - wenn's sein muß - kann ich die Rampe mit elektronischer Fernbedienung fahren.“

„Ja, und dann?“

„Alles wie vorher. Dazu noch ein paar Symposien mit Gleichgesinnten. Hier die Themenliste. Alles schon fertig.“ K. schiebt mir ein DINA-4 Blatt über die Modellmauer. Ich lese:

-Meine Welt - deine Welt. Grundprobleme der Wirklichkeitslehre.

-Exclusivität in ihrer moralischen und sozialen Determination.

-Der Garten Eden - eine menschliche Tragödie oder The Science of Happiness?

-Anschauung von Raum und Grenzen - Produkt der Erfahrung oder genetisch bedingte Veranlagung?

-Gesellschaftlicher Skeptizismus oder das Phänomen der Selbsteingrenzung.

-My home is my castle - Misanthropie oder weltbürgerliche Absicht?

„Klingt doch interessant“, bestätige ich K., der verträumt auf sein Modellzuhause blickt.

„Ja, aber da wird ja nun nichts draus“, antwortet er mir traurig. „Die Koryphäen wären zu diesen Symposien sicherlich nur gekommen, wenn ich die Originalmauer hätte kriegen können. Und die kann ich mir jetzt nicht mehr leisten.“

In alle Ewigkeit

Er schneuzt sich in den Ärmel seines Bademantels und fährt fort: „Die Verhandlungen sind gescheitert. Ich und alle anderen sind raus aus dem Rennen. Sotheby's hat die Option auf die gesamte Berliner Mauer gekauft. Harte, clevere Jungs. Die gehen davon aus, daß es im Laufe der nächsten zehn Jahre auf der ganzen Welt nicht eine spektakuläre Unfreiheit mehr geben wird. Damit aber stirbt auch die unabdingbare Kehrseite der Unfreiheit: die Freiheit. Die muß aber sein. In alle Ewigkeit. Deshalb haben die Sotheby's auch die rückseitige, freiheitliche Bemalung der Mauer rückgängig machen lassen. Eben wegen der Kehrseite der Freiheit. Und so wird sich weltweit jede Bank, jede Versicherungsgesellschaft, jedes Kongreß- und Handelszentrum, jedes Parlament, jede Börse, jeder Zeitungsverlag, jedes Gericht, jeder Konzern so ein Stück Mauer ins Foyer stellen.“

„Und wer kriegt dann die Mauer am Brandenburger Tor? Der Meistbietende?“ frage jetzt ich tonlos.

„Nein“, sagt K., „das Stück bleibt stehen. Als Referenzsystem sozusagen. Das Original, das den in der Welt verteilten Mauerstücken die Authentizität garantiert. Dieses Original kommt unter eine große Glaskuppel. Die schließt das Brandenburger Tor mit ein. Siegeswahn und beruhigende Teilung unter einem Dach. Damit hat die deutsche Geschichte endlich ein historisches Museum von weltumspannender Bedeutung.“

Borneo sofort

Später tranken wir noch etwas zusammen. Nach der 27. Flasche Bier lud K. mich zu einer Sofortreise nach Borneo ein. Ich sagte spontan ja.

A. Modern/O.W. Lieb