Helfer gefährdet

Pfarrer Müller-Mönning war für die Kirche in Salvador  ■ I N T E R V I E W

Der evangelische Pfarrer Müller-Mönnig ist einer der zwölf ausländischen Mitarbeiter der lutherischen Kirche in El Salvador, die am 16. November verhaftet wurden und auf Einschreiten der zuständigen Botschaften am nächsten Tag wieder frei kam.

taz: Warum seit ihr verhaftet worden?

Müller-Monning: Man hat uns keine Gründe genannt. Wir mußten bei unserer Freilassung allerdings ein Schreiben unterzeichnen, in dem behauptet wurde, daß wir an der Vorbereitung der Offensive der Frente (der FMLN-Guerilla, d. Red.) teilgenommen haben und deshalb wegen terroristischer Vergehen angeklagt werden.

Stimmt diese Anschuldigung?

Nein. Oppositionelle Hilfsorganisationen und kirchliche Verbände werden schon seit geraumer Zeit von den Ultra -Rechten verfolgt. Seit Januar dieses Jahres werden falsche Anschuldigungen und Drohungen in immer ungeschminkterer Form vorgebracht. Verfolgt werden vor allem einheimische Kirchenmitglieder. Auf die lutherische Kirche gab es bereits vor der Offensive viele direkte Übergriffe: Zwei Bombenattentate auf die Kirche, einmal flog eine Handgranate in eine Gruppe von Leuten, die in einem Projekt zur Wiederansiedlung von Flüchtlingen beschäftigt waren. Am Tag der Offensive wurden die Namen von MitarbeiterInnen in den Zeitungen veröffentlicht, wobei sie beschuldigt wurden, direkt mit der Guerilla zusammenzuarbeiten.

Wie ist die Situation der Hilfsorganisationen jetzt?

Jede soziale Arbeit an der Basis und die legale Opposition sind jetzt zerschlagen. Die Massenbewegungen werden verfolgt. Das heißt, daß der Krieg weitergeht. Im Grunde halten der rechte Flügel der Arena-Partei und die Armee ein militärisches tabula rasa für die einzige Möglichkeit, den Konflikt zu befrieden.

Die Bundesregierung wurde in letzter Zeit aufgefordert, die Entwicklungshilfe einzustellen. Wie sieht man das, wenn man in El Salvador in sozialen Zusammenhängen arbeitet?

Ich bin Entwicklungshelfer. Und wenn ich als Entwicklungshelfer nicht mehr in El Salvador arbeiten kann, ist die logische Konsequenz, daß die Bundesregierung die Entwicklungshilfe komplett einstellen muß. Sie hat die Pflicht, die Vergabe der Entwicklungsgeldern davon abhängig zu machen, daß sich in El Salvador ein wirklich demokratischer Prozeß entwickelt. Solange die salvadorianische Regierung nicht zu einem ernstzunehmenden Dialog mit der Guerilla bereit ist, darf sie in keiner Weise unterstützt werden.

Interview: Annette Göbel