Doch keine Panzer in Dresden?

Berlin (ap) - DDR-Ministerpräsident Modrow hat Angaben des Dresdner Oberbürgermeisters Berghofer widersprochen, bei den Demonstrationen in Dresden Anfang Oktober hätten Panzer bereitgestanden. Modrow sagte am Donnerstag in einem Interview des Berliner Senders Rias, einen Schießbefehl habe es nicht gegeben. Die kritischste Phase habe in der Nacht zum 4.Oktober bestanden, als drei Züge mit DDR-Flüchtlingen aus Prag über Dresden in die Bundesrepublik geleitet worden seien, wobei es am Bahnhof zu Krawallen gekommen war.

Die damalige Führung habe entschieden, hart gegen die Demonstranten vorzugehen. Modrow, der damals SED-Bezirkschef von Dresden war, nannte diese Entscheidung unverständlich, sie sei „aus der heutigen Sicht noch unverständlicher“.

SED-Politbüromitglied Siegfried Lorenz schilderte unterdessen heftige interne Auseinandersetzungen an der Parteispitze wegen der Massenflucht. Er sagte der Karl-Marx -Städter Parteizeitung 'Freie Presse‘, der damalige Staats und Parteichef Honecker habe die Forderung seines jetzigen Nachfolgers Krenz nach einem Eingeständnis der Krise mit der Behauptung gekontert, Krenz wolle die Führung spalten. Es sei diese Behauptung gewesen, die Krenz, Lorenz und andere davon abgehalten habe, „zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt Entscheidungen über Grundfragen zu suchen“.