Der Fortschritt ist weiblich...

■ Über den bleiernen Arsch der Männer-Geschichte oder: Wer will schon Susi Möbbeck?

Die Geschichte bewegt sich derzeit unaufhaltsam nach vorne, auch in Rest-Deutschland ist sie nicht aufzuhalten. Dies allerdings weniger beim Sturz überkommener Autoritäts -Strukturen, als beim Vormarsch der Frauen: Susi Möbbeck, Bremer Juso-Chefin, dann Bundesvorsitzende des Vereins, strebt mit Hilfe eines Reißverschlusses in den Bundestag.

Der Bremer SPD-Landesorganisation in Gestalt ihrer Delegierten liegen seit Wochen Anträge vor, nach denen nicht nur 40% aller Partei-Posten an Frauen zu vergeben sind, auch soll die Liste zu den Bundestagswahlen (nach grünem Vorbild) Mann-Frau-Mann-Frau-Mann-Frau ... besetzt werden.

Doch in Deutschland werden bei allem Stürmen und Drängen die Satzungen strikt eingehalten: Um die Partei der Arbeiter -Emanzipation auf die Quotenfrauen festzulegen, bedarf es satzungsgemäßer Regelungen, und um die Satzung zu ändern, bedarf es einer 2/3-Mehrheit der Delegierten. Der Zustand ist derzeit also der, daß die SPD gern die Frauen mehr zum Zuge kommen lassen möchte, allein die Satzung ist noch nicht so weit...

Vier Ausrufezeichen standen in der Einladung zur letzten Delegierten-Versammlung hinter diesem Tagesordnungs-Punkt, damit jeder Genosse merken mußte, worum es ging. Und als am Anfang mehr als 1/3 der Stimmberechtigten fehlten, verschob die Versammlungsleitung die Abstimmung auf das Ende der Versammlung. Es kam niemand, aber es gingen einige frühzeitig.

Am kommenden Montag soll nun ein zweiter Anlauf genommen werden. Und schon gibt es Gerüchte darüber, daß es Leute geben soll, die den Termin schlicht verschwitzen wollen. Brisant ist der Termin vor allem, weil die Landesliste für die Bundestagswahlen gewählt werden soll. Da ist eigentlich alles klar: der frühere Bürgermeister Hans Koschnick soll den ersten Platz haben, die gerade zur SPD-Vorsitzenden aufgestiegene Ilse Janz den zweiten, der langgediente MdB Ernst Waltemathe den dritten. Die Bremer SPD hat kaum eine Chance, einen vierten Platz im Bundestag zu bekommen, der wird traditionell zum Trost an glücklose KandidatInnen vergeben. Aber Waltemathe, der alte Baupolitiker, könnte nach so vielen Jahren Bundestag in eine Baugesellschaft wechseln, und da frau in SPD-Kreisen damit rechnet, wird der vierte Platz jetzt ernst genommen. Etwa könnte der von Koschnick verdrängte Hettling mit einem neuen Mandat abgefunden werden. Einzige (weibliche) Bewerberin ist Susi Möbbeck, alles andere Männer. Und so wird frau am Montag genau hingucken, wer nicht da ist ...

Rosi Roland

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