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„Frauen auf dem Vormarsch“

■ Franke zu „Franke will keine Frau“ (taz, 30.12.1989)

Die Recherchen der taz sind auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen sind. Die Wahrheit wäre leicht über den auch nach Ansicht der taz vertrauenswürdigen Grünen-Deputierten Sygusch schnell zu erfragen gewesen. Die Lesart der taz, daß hier eine gute Frau nicht genommen worden ist, um einen nicht ganz so guten Mann durchzukungeln, ist vollkommener Unsinn. Die Wahrheit ist vielmehr, daß CDU, FDP und Grüne nach der Anhörung sehr schnell zu der Überzeugung gekommen waren, daß der Mann der qualifiziertere Bewerber gewesen sei. In diesem Falle allerdings greifen keine Frauenrichtlinien mehr, denn die Frauenrichtlinien können und wollen nicht verlangen, daß ein besser qualifizierter Mann zurückgesetzt wird. Bei der SPD war die Sache nicht leicht, und die internen Beratungen haben fast eine Stunde gedauert, bis man mit Mehrheit der Meinung war, daß in diesem Falle die Frauenrichtlinie wirklich nicht greifen könne. Im übrigen stimmen auch die Votenangaben der taz nicht. In der Gesamtkonferenz, in der das Kollegium über die Bewerber abstimmt, hat der männliche Bewerber, der aus einem anderen Kollegium stammt, auf Anhieb 23 Stimmen bekommen, während die aus dem Kollegium stammende Bewerberin 37 Voten erhielt. Die Wut der taz ist sicherlich aus einem verständlichen Engagement für Frauen zu erklären, nur unterstellt sie hier dem Bildungssenator und der Deputation in unsinniger Weise etwas völlig Falsches. Die bisherigen Deputationsentscheidungen beweisen nämlich, daß gerade im Bildungsbereich die Frauen in den Schulen auf einem sehr deutlichen Vormarsch sind. Dieses wünschen alle. Allerdings darf das nicht von vornherein zur Benachteiligung qualifizierter Männer führen. Das alles wäre bei sorgfältigen Recherchen zu erfahren gewesen, aber der Zorn verstellt manchmal den Blick.

Immer der Eurige

Horst-Werner Franke

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