piwik no script img

Dokumentation Betreutes Wohnen

■ Tagungsreader führt durch therapeutische WGs

Die „Initiative zur sozialen Rehabilitation und Vorbeugung psychischer Erkrankungen“ hat jetzt die Dokumentation ihrer Fachtagung „Therapeutische Wohngemeinschaften/Betreutes Wohnen“ (Juni 1988 in Bremen) vorgelegt. Auf 130 Seiten präsentiert die Broschüre die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die im letzten Jahr zum „Betreuten Wohnen“ getagt und gearbeitet hatten. Mit 300 TeilnehmerInnen war die Bremer Tagung zugleich die größte Veranstaltung ihrer Art, mit der auch die zunehmende Bedeutung der betreuten Wohnprojekte dokumentiert werden soll

Die Wohnprojekte stehen nach Ansicht der Initiative immer noch im Schatten der traditionellen Klinikpsychiatrie. Durch Dienstanweisungen, Einsparideologien und einen restriktiven Gesamtplan würden die verschiedenen Gruppen in ein „formaljuristisches Korsett“ gepreßt. Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der Rehabilitation sei die Rückgewinnung der Menschenrechte für die Psychiatrisierten. Die Projekte, die teilweise schon seit sieben Jahren erfolgreiche Betreuungsarbeit leisten, setzen

auf die Bemündigung ihrer Klientel. Nur so könne die volle Integration des ausgegrenzten Personenkreises psychisch Kranker wiederhergestellt werden. Gerade hier in Bremen, wo man sich die Auflösung der Langzeitpsychiatrie „Blankenburg“ auf die Reformfahne schreibe, dürfe man sich nicht ausruhen. Das Beispiel Blankenburg zeige: nicht die Patienten bedürfen der jahrelangen Verwahrung, sondern die Langzeitpsychiatrie bedarf zu ihrer Legitimation der Patienten.

Neun Arbeitsgruppen mit verschiedenen Schwerpunkten weist die Dokumentation aus. Die Palette reicht von eher theoretischen Zugängen (etwa bei den juristischen Fragen zum Betreuten Wohnen oder der sozialpolitischen Analyse der Psychiatriereform) bis zu Erfahrungs-und praktischen Themen: Einzelbe- treuung, Stadt-Land-Gefälle, Ziele und Grenzen der konkreten Arbeit. ma

Die Tagungsdokumentation kann bei der „Initiative zur sozialen Rehabilitation...“, Travemünder Str. 7a, 28 Bremen 1 oder unter Tel. 0421/396-4808 bestellt werden. Schutzgebühr: 6 Mark.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen