Smog: BVG vor dem Kollaps Wagner bettelt um Busse

■ Den überfüllten Bussen und Bahnen droht im Falle eines Smogalarms weiterer Andrang / ADAC appelliert an Katalysator-Fahrer: Auto zu Hause lassen

Sollte dieses Wochenende Smogalarm ausgelöst werden, werden die Bus- und BahnfahrerInnen voraussichtlich stundenlang auf Sitz- oder Stehplätze warten müssen. Die PKW-BenutzerInnen wären dann gezwungen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Für die durch DDR-BesucherInnen schon völlig überlastete BVG bedeutet das: Verkehrskollaps.

Alleine, ohne ein smogbedingtes Fahrverbot werden heute und morgen BerlinerInnen und BerlinbesucherInnen etwa drei Millionen Fahrten mit öffentlichen Verkersmitteln zurücklegen.

„Leistungen, die kaum noch mit eigenen Mitteln zu bewältigen sind“, muß Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) in einem Hilferuf eingestehen. In einem Brief, den er in 57 westdeutsche Großstädte geschickt hat, bittet er die fernen Bürgermeister „dringend“ um mehr Busse und Personal, obwohl schon jetzt etwa 60 Busse aus Westdeutschland im Berliner Linienverkehr eingesetzt sind.

Aber nicht nur dem BVG-Personal wird bei weiterer Luftverschlechterung die Puste ausgehen. Schon jetzt haben Menschen mit Atemwegserkrankungen verstärkt mit Anfällen zu kämpfen. Die Sprechstunde in der Asthmapoliklinik im Weddinger Rudolf-Virchow-Krankenhaus war die letzten beiden Tage schlechter besucht. Denn PatientInnen mit Atemwegbeschwerden leisteten der Empfehlung des Senates folge und blieben lieber bei geschlossenen Fenstern zu Hause. Wieviele Menschen akut unter Smog leiden, ist nur schwer feststellbar, eine Verschlechterung der Gesundheit durch den Schmutz in der Luft kommt „schleichend“, so ein Arzt der Poliklinik.

Auch deshalb sollte Gedrängel in Bus und Bahn kein Grund sein, das eigene Auto zu benutzen. Siegfried Mischner vom ADAC appeliert sogar an AutofahrerInnen mit Katalysator, nur dann zu fahren, „wenn es unbedingt nottut“.

Darauf scheint die Mitgliedsbasis nicht zu hören. Der Autoverkehr verlief gestern, trotz Smogwarnung, in normaler Stärke. „Wieso soll ich bei Smog-Vorwarnstufe nicht autofahren, ich habe doch die orange Plakette“, erklärte ein Golf-Fahrer unschuldsbewußt, und die Fahrerin eines VW-Kombi meinte: „Weil wir die Plakette haben, fahren wir auch noch bei Smog-Alarm.“

Für DDR-Autofahrer endet im Smogfall die vierrädrige Reise übrigens auf „Park- und Reiseplätzen“ im Ostteil der Stadt. Der Magistrat hat Sonderflächen eingerichtet.

Am besten lassen die DDR-BesucherInnen ihre Zwei- und Viertakter gleich zu Hause stehen. Die Deutsche Reichsbahn setzt wegen des Reiseandrangs von den Städten Leipzig, Dresden, Halle und Magdeburg Sonderzüge ein, die in Wannsee, Charlottenburg und Spandau ankommen.

Dirk Wildt