Alte Garde - Neues Denken?

■ Der DFD will den „Aufbruch der Frauen“ nicht verpassen

Der Demokratische Frauenbund Deutschlands ist eine der sogenannten Massenorganisationen der DDR. Bislang standen die DFD-Funktionärinnen brav an der Seite von Partei und Staat, waren - ganz im Leninschen Sinne - ein Transmissionsriemen. Das heißt, sie sollten - und haben das auch gemacht - den politischen Willen der SED auf die Frauen übertragen und ihr sozialistisches Bewußtsein bilden. Der DFD war weit davon entfernt, eine Interessenvertretung der Frauen zu sein.

Der DFD hat 1,5 Millionen Mitglieder und ist in 17.800 Gruppen organisiert. Die Gruppen des DFD arbeiten im Wohngebiet. So haben sie zum Beispiel beim „Mach mit„ -Wettbewerb sich um die Sauberkeit von Vorgärten und Spielplätzen gekümmert. In ihren Beratungszentren ging es um den „Guten Rat für sie und ihn“. Das Kursangebot erinnert an die fünfziger Jahre: „Keine Angst vor dem Zuschneiden“,„Gestickte Decken - ein schönes Geschenk“ oder „Wenn Gäste kommen - schnelle Gerichte und Mixgetränke“.

DDR-Feministinnen haben zwar immer wieder versucht, beim DFD mitzuarbeiten, aber sie haben meist entnervt das Handtuch geworfen. Eine ehemalige Leiterin eines solchen Beratungszentrums erzählte, wie Gesprächsgruppen zu Themen wie: Frauen nach einer Krebsoperation oder Frauen nach der Scheidung etc. mit fadenscheinigen Argumenten abgebügelt wurden. Immer gab es andere, die zuständig waren. Mal war es die Justiz, mal die Gesundheitsverwaltung, mal hieß es, das Thema widerspräche der sozialistischen Familienpolitik. Die Standardfloskel lautete: Es gibt keinen Bedarf.

Der DFD hat auf der Bundesvorstandssitzung am 16.Oktober zwar die altgediente Vorsitzende Ilse Thiele in den Ruhestand geschickt, die einzige personelle Veränderung aber ist Eva Rohmann, die neue Vorsitzende. Allerdings stammt auch sie aus der alten Garde, sie war schon längere Zeit DFD -Fraktionsvorsitzende in der Volkskammer. Auf der Bundesvorstandssitzung wurde eine Erklärung verabschiedet, die nun die Erneuerung des DFD einläuten soll. Darin heißt es unter anderem: „Der Aufbruch der Frauen braucht auch die Erneuerung des DFD. Der DFD will offen sein für alle Frauen der DDR, unabhängig von ihrer Weltanschauung, politischer Bindung, Nationalität, religiösen Bekenntnissen, von Beruf und Ausbildung, Alter, sozialer Herkunft und Sexualität.“

Die autonomen Frauengruppen in der DDR würden gerne die Gelder, die Räume und die Parlamentssitze des DFD übernehmen.

H.W.