Reisekrimis: Berkley Mather: "Im Auftrag des Syndikats" / Leo Giroux: "Der Rishi"

Der cleverste Bulle Indiens und einer der sympathischsten Helden der Kriminalliteratur ist zweifellos Inspector Ganesh Ghote vom CID Bombay. Aber Ghote und seinen Schöpfer, den Briten H.R.F. Keating, haben wir an dieser Stelle schon ausgiebig vorstellt und gewürdigt (siehe taz v. 4.6.88). Ein anderer Engländer, der Schriftsteller John Evan Weston Davies, schrieb unter dem Pseudonym Berkley Mather einen Indien-Thriller, dessen Held, der Privatdetektiv Idwal Rees, ebenfalls in Bombay herumschnüffelt. Rees ist gebürtiger Engländer und führt ein kleines Büro in der Hornby Road. Er arbeitet hauptsächlich für die Geschäftsleute der Gegend. Fast nur Routinearbeit. Eines Tages wird ihm ein Job angeboten, den er am liebsten abgelehnt hätte. Er soll Im Auftrag des Syndikats ins Hochland von Kaschmir reisen, um dort ein Bündel verschwundener Dokumente zu suchen. Eigentlich kein Job für den Detektiv, aber dem Syndikat gibt man nicht so einfach einen Korb. So macht er sich also mit seinem Diener Safaraz und dem Australier Smedley, dem undurchsichtigen Mittelsmann des Syndikats, auf den Weg in die Eiswüste des Himalaya. Rees hat allerdings keine Ahnung was eigentlich so Wichtiges in den verdammten Papieren steht, die sie suchen sollen. Nur eines findet er sehr schnell heraus: Ihre kleine Expedition ist nicht die einzige, und die andere Seite ist alles andere als zimperlich.

1962, als das Buch (Orginaltitel: The Pass Beyond Kashmir das erste Mal in deutsch erschien, kam er wohl als Abenteuerroman auf den Ladentisch. Abenteuergeschichten sind inzwischen out, Krimis sind in. So brachte der Ullstein Verlag das Buch in seiner Thriller-Reihe heraus. Aber das ist nicht weiter schlimm, die Grenzen zwischen den Genres Abenteuer und Krimi sind in der internationalen Spannungsliteratur längst verwischt und Im Auftrag des Syndikats ist allemal lesenswert.

Wer es ein bißchen gruseliger liebt, sollte sich mit dem Schocker Der Rishi von Leo Giroux unter die Bettdecke begeben. Es geht um geheimnisvolle Sekten, die grausame Göttin Kali, düstere Tempel und die kabbalistischen Riten eines unbarmherzigen indischen Geheimbundes. Leider bleibt bei diesem ganzen Horror die Spannung etwas auf der Strecke. Aber wer auf Gänsehaut steht... (Hestia)

Karl Wegmann