Überzeugungsflüge

■ Der Putsch in Manila ändert die Tagesordnung für Malta

Der jetzt auf den Philippinen niedergeschlagene sechste Umsturzversuch gegen Präsidentin Corazon Aquino bietet den USA eine willkommene Gelegenheit zur Hilfeleistung. Selten war das Eingreifen von US-Streitkräften moralisch so leicht vertretbar - und nützlich zugleich. Wenn selbst die Sowjetunion den Einsatz von US-Flugstaffeln zur Bewahrung von people's power und Demokratie in der ehemaligen US -Kolonie als Bestätigung einer positiven Zusammenabeit bei regionalen Krisensituationen sieht, wird Kritik schwierig. Und doch bleibt darauf hinzuweisen, zu welch günstigem Zeitpunkt für die USA die schätzungsweise 1.000 Angehörigen der philippinischen Luftwaffe und Marine putschten. Überzeugender, als mit den sogenannten „Überzeugungsflügen“ amerikanischer F-5-Bomber hätte ihre kontinuierlichen Präsenz auf der Inselgruppe nicht demonstriert werden können.

Bei ihrem Besuch in Washington Mitte November wird Frau Aquino der Bush-Administration von ihren innenpolitischen Schwierigkeiten bei der jetzt anstehenden Verlängerung der Stützpunktverträge berichtet haben. Sie fanden zuletzt ihren politischen Ausdruck in einer Resolution des philippinischen Senats, in der sich 12 der 23 Senatoren für eine Schließung der Stützpunkte im Jahr 1991 aussprachen. Nach der Hilfeleistung der USA bei der Niederschlagung des jüngsten Coups, wird Aquino - in der Stützpunktfrage bisher recht bedeckt - sich kaum noch den Wünschen der USA verschließen können. Ob ihr dies allerdings innenpolitisch nützen wird, ist eher fraglich. Aquino als Präsidentin von Amerikas Gnaden macht auf den Philippinen keine glücklich Figur.

Weitaus positivere Auswirkungen wird die fliegerische Demonstration der US-Kampfflugzeuge für die Demokratie in Manila dagegen für das Pentagon haben. Hier, wo die US -Militärplaner gerade dabei sind, die US-Streitkräfte nach dem Ende des kalten Krieges für regionale Konflikte umzurüsten, hätte man sich kein besseres Szenario zur Legitimation eines solchen Strategiewandels vorstellen können. Statt vor Malta - wie von Gorbatschow vorgeschlagen

-über eine Schließung der Stützpunkte der beiden Großmächte im pazifischen Raum zu verhandeln, werden die USA Präsidentin Aquinos Hilfegesuch nun zur Festschreibung ihrer weiteren Präsenz auf den Philippinen benutzen.

Rolf Paasch