USA retten Regierung Aquino

■ US-Luftwaffe half gegen Putschversuch von philippinischen Militärs

Manila (afp/taz) - Einen Tag vor dem amerikanisch -sowjetischen Gipfeltreffen in Malta hat die US-Luftwaffe der von einer Militärrebellion bedrohten philippinischen Präsidentin Corazon Aquino unter die Arme gegriffen und die bislang schwerste Herausforderung der Regierung in Manila abgewendet. Am Freitag abend Ortszeit erklärte Aquino den Putschversuch für gescheitert. Die zum Teil heftigen Kämpfe zwischen loyalen Truppen und Rebellen hielten jedoch noch an.

Die Regierung hatte die USA um Unterstützung gebeten, nachdem sich zeigte, daß Meuterer und Regierungstruppen ungefähr gleich stark waren und die Rebellion auch auf die Provinz übergegriffen hatte. US-Präsident George Bush stimmte dem Ersuchen während seines Fluges nach Malta zu. Dadurch solle der demokratischen Regierung ermöglicht werden, die Ruhe wieder herzustellen, hieß es in einer Erklärung. Die USA unterhalten auf den Philippinen zwei bedeutende Militärstützpunkte, die Eckpfeiler der US-Präsenz in Südostasien und dem Pazifikraum darstellen.

Die sowjetische Führung äußerte ihr Verständnis für die US -Intervention, die die Wende bei den Kämpfen brachte. Gorbatschow-Berater Andrej Gratschow erklärte, diese Entscheidung sei ihm verständlich, da „die Demokratie verteidigt werden muß“.

Offenbar griffen die US-Militärs nicht direkt in die Kampfhandlungen ein. „Phantom„-Kampfflugzeuge und für den Erdkampf ausgelegte Propellermaschinen des Typs „Bronco“ überflogen im Tiefflug die philippinische Hauptstadt und sicherten den Präsidentenpalast. US-Maschinen überflogen nach Angaben aus Washington auch philippinische Stützpunkte, um die dortigen Militärs davon abzuschrecken, sich an der Rebellion zu beteiligen. US-Medien sprachen in diesem Zusammenhang von „Überzeugungsflügen“. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington Fortsetzung Seite 2

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erklärte, die Maschinen hätten im Falle einer Bedrohung Feuererlaubnis gehabt.

Der Putsch hatte am Donnerstag abend mit der Eroberung der Luftwaffenstützpunkt Villamor und Fort Bonifacio, dem Hauptquartier von Heer und Marine, begonnen. T-28-Flugzeuge der Putschisten und Kampfhubschrauber griffen die Militäranlagen Camp Aguinaldo und Camp Crame an, von wo aus Verteidigungsminister Fidel Ramos und loyale Offiziere die Aktionen der Regierungstruppen leiten. Zuvor war der Präsidentenpalast bombardiert worden. Die Präsidentin blieb aber unverletzt.

Den Putschisten gelang es, auch den Luftwaffenstützpunkt Mactan 500 Kilometer südöstlich von Manila in ihre Gewalt zu bringen. Der Gouverneur der im Norden gelegenen Provinz Cagayan, Rodolfo Aguinaldo, schloß sich der Rebellion an. Der internationale Flughafen von Manila wurde geschlossen. Nach Angaben des Generalstabschefs der pilip

pinischen Armee, General Renato de Villa, eroberten die Regierungstruppen einen der beiden seit Donnerstag abend gehaltenen Luftwaffenstützpunkte zurück. Die Kämpfe forderten bis Freitag mittag mindestens zehn Tote und eine unbekannte Zahl von Verletzten.

Der Umsturzversuch war bereits der sechste seit dem Amtsantritt Aquinos, deren Beliebtheitsgrad Meinungsumfragen zufolge auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Ähnlich wie beim letzten Putsch im August 1987 nutzten die rebellischen Militärs auch diesmal eine Phase gesteigerter sozialer Agitation. Für gestern war in Manila eine Demonstration gegen eine dreißigprozentige Erhöhung des Benzinpreises angesetzt, ein Generalstreik gegen die Steigerung der Lebenshaltungskosten war in Vorbereitung. Unmut im Militär hatte kürzlich ein Gesetz zur Bildung einer eigenständigen nationalen Polizeitruppe hervorgerufen. Ehemalige Marcos -Anhänger gingen auf die Barrikaden, als Aquino die Überführung der Leiche ihres am 29.September im Exil verstorbenen Idols in seine Heimat verweigerte.

Es wird angenommen, daß der führende Kopf hinter den Putschisten der ehemalige Oberstleutnant Gregorio Hosanan ist, der bereits hinter dem letzten Putschversuch steckte. Die Putschisten ließen nichts über ihre Motive verlauten.

Mit der US-Unterstützung für die Regierung Aquino dürfte die Zukunft der amerikanischen Militärpräsenz gesichert sein. Noch in diesem Monat stehen Verhandlungen über die umstrittenen Stützpunkte an. Im Falle eines positiven Entscheids wird auch die von Washington blockierte Entwicklungshilfe wieder fließen. Detail am Rande: Auch Hosanan und seine Mannen haben sich stets für eine Verlängerung der Stützpunktverträge eingesetzt.

b.s.