22 lahme Eiszapfen

■ Blau Weiß 90 schafft nur wegen erwiesener Dummheit der gegnerischen Mannschaft zwei Punkte in Freiburg / Ansonsten das übliche flaue Geschiebe des runden Leders

Daß man mit einer schwachen Gesamtleistung und einem nur in den entscheidenden Situationen aufwachenden Stürmerduo zwei Punkte mit aus dem tiefen Schwarzwald nehmen kann, bewiesen die Minimalisten-Kicker von Blau-Weiß 90. Gestern nachmittag besiegten sie den SC Freiburg mit 1:0 (1:0).

Daß die Spieler aus Mariendorf beide Zähler mit nach Berlin nehmen durften, hatten sie nicht etwa dem spielerischen Können, vielmehr aber einer völlig desolaten Freiburger Mannschaft zu verdanken. Bereits in der zwölften Spielminute luden die Freiburger ihre Gäste aus Berlin mit einer ziemlich lächerlichen Einlage zum einzigen Tor des Tages ein. Der übermotivierte SC-Keeper Michael Haas klatschte einen harmlosen Schuß, der sein Ziel ohnehin weit verfehlt hätte, genau vor die Füße von Robert Holzer. Der Berliner Außenverteidiger bediente darauf seinen mitgelaufenen Kollegen Stefan Dinauer mit einer präzisen Flanke, so daß dieser nur noch seinen Kopf hinhalten mußte, und der Ball war im Tor.

Damit hatten die zweiundzwanzig frierenden Kicker ihre gesamten Fußkünste schon gezeigt. Die wütenden, aber planlosen Angriffe der Freiburger, die das Debut ihres neuen Trainers Bernd Hoss nicht vermasseln wollten, wirkten unbeholfen und kraftlos. Auch die Blau-Weißen hatten nur wenige erträgliche Konter zu bieten. So war es dem Mann in Schwarz vorbehalten, etwas Aufregung in die lahme Partie zu bringen. Als Freiburgs Libero Joachim Klemenz in der 19. Spielminute vor dem anrennenden Thomas Adler zur Ecke klärte, zeigte der Unparteiische überraschend für Spieler und Publikum auf den Elfmeterpunkt. Doch Robert Holzer schien dann doch zu vornehm zu sein, um eine weiteres Gastgeschenk anzunehmen und schoß zur Freude der Freiburger Fans glatte drei Meter am Tor vorbei. (Und dafür bekommen unsere Profispieler dann noch die Knete vorne und hinten reingesteckt - d.S.)

Die größte Ausgleichschance - bezeichnenderweise ein von Blau-Weiß Torhüter Gehrke am Freiburger Mittelfeldler Majka verschuldeter Foul-Elfmeter - vergab SC-Stürmer Moutas ebenso kläglich wie sein Kollege Gegenspieler Holzer. Voll daneben. Ansonsten hatte beide Torhüter am stärksten mit den Minusgraden zu kämpfen: in ihren Strafräumen war außer planlosem Gebolze fast nix los.

Am Ende zeigte sich Blau-Weiß Trainer Schumm zufrieden und sprach skrupellos grinsend von einer „reinen Abwehrschlacht“. Bernd Hoss, neuer Freiburger Trainer und Schumm-Vorgänger, faselte nach dem mißglückten Einstand schüchtern und erheblich geknickt von „vergebenen Torchancen“, die außer ihm wohl niemand registriert haben dürfte. Ab in die Schwarzwaldklinik!

Joachim Goll aus Freiburg