Offensive gegen Intifada in Nablus

Massenfestnahmen und Ausgangssperre / Israelische Truppen suchen Intifada-Drahtzieher / Vier Palästinenser erschossen / Nach Protesten Verletzte in Gaza / Generalstreik ausgerufen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Wenige Tage vor dem zweijährigen Jubiläum der Intifada haben israelische Soldaten auch am Wochenende mit Durchsuchungen und Massenfestnahmen ihre vor drei Tagen begonnene Offensive in Nablus fortgesetzt. Die militärische Operation gegen „Drahtzieher“ des Palästinenseraufstandes wurde vom israelischen Fernsehen als größte militärische Operation in der Westbank seit dem Sieben-Tage-Krieg 1967 bezeichnet.

In der gesamten Stadt Nablus und den umliegenden Flüchtlingslagern gilt auch weiterhin die Ausgangssperre. Hunderte Verdächtige wurden über das Wochenende festgenommen, nachdem am Freitag in der Altstadt von Nablus vier Palästinenser von als Frauen verkleideten Israelis erschossen worden waren. Die vier sollen Mitglieder einer bewaffneten Intifada-Gruppe namens „Schwarze Panther“ sein und 15 Bewohner als vermeintliche Kollaborateure ermordet haben. Laut Militärkommandeur der Westbank, General Jizhak Mordehai, wurden allein in den vergangenen vier Monaten mehr als 1.500 Menschen verhaftet, darunter 150 führende Köpfe des Aufstands.

Aus Protest gegen die Massenverhaftungen wurde in Westbank und Gazastreifen ein Generalstreik ausgerufen. In Gaza wurden bei Protestdemonstrationen nahezu 50 Menschen durch Geschosse der israelischen Truppen verletzt. Diese Zahl nannte ein palästinensisches Krankenhaus. Laut Israelis gab es nur sechs Verletzte bei den jüngsten Unruhen.

Tamar Peleg, Anwalt der Bürgerrechtsbewegung in Tel Aviv, sagte, daß während der Durchsuchungen in Nablus auch Werke des bekannten Autors Sami Al-Kilani konfisziert worden seien. Al-Kilani unterrichtet Physik an der geschlossenen An -Najah Universität. Laut jüngsten Angaben des Jerusalemer „Bazelem„-Instituts wurden im Verlauf der Intifada 611 PalästinenserInnen durch israelische Militärs oder fanatische Siedler getötet, darunter 131 Kinder.