NRW-Grüne mischten bunt zur Wahl

Reine Frauenliste fand keine Mehrheit / Fachlich qualifizierte KandidatInnen ins Rennen geschickt  ■  Aus Dortmund Walter Jakobs

Die nordrhein-westfälischen Grünen treten mit einer politisch bunt gemischten Landesliste bei die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres an. Zur Spitzenkandidatin kürten die Delegierten auf ihrem Parteitag in Dortmund am Wochenende die 37 jährige Diplom-Mathematikerin Bärbel Höhn, die dem linken Parteiflügel zuzurechnen ist.

Die Oberhauserin hatte zu Beginn des Parteitages vergeblich für eine reine Frauenliste geworben. Nur 28 Prozent der DelegiertInnen votierten für diesen Antrag. Auf Platz 2 setzte sich der promovierte Diplomsoziologe Michael Vesper durch, dem als langjährigem Geschäftsführer der grünen Bundestagsfraktion für die bisher nicht im Düsseldorfer Landtag vertretenen Grünen eine entscheidende Rolle zukommen dürfte. Sollte das Wahlvolk die Grünen im Mai tatsächlich in den Landtag hieven, hielte mit der promovierten Biologin und Chemikerin Katrin Grüber eine ökologisch versierte Expertin Einzug in das Parlament, die einer fundierten Ökologischen Politik ihre Stimme verleihen könnte. Ob die zum Teil fachlich sehr qualifizierten KandidatInnen allerdings auch politisch zu einer Einheit finden können, steht auf einem anderen Blatt.

Auf den ersten elf Plätzen konnten sich lediglich fünf eindeutig realpolitisch orientierte Grüne durchsetzen. Die anderen sechs sind eher dem linken, teilweise traditionssozialistischem und feministischem Lager zuzurechnen. Sie alle werden je nach Familienstand zwischen 2.500 und 3.900 DM von ihren Diäten an die Partei und den Ökologiefonds abführen müssen. Von der Orientierung am durchschnittlichen Facharbeitergehalt ist allerdings bei den NRW-Grünen auch nicht mehr die Rede: Mindestens 4.000 DM netto bleiben für jede(n) übrig.

In einer deutschlandpolitischen Erklärung fordern die NRW -Grünen die „Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft“, weil nur auf dieser Grundlage „die bestehenden Grenzen ihren trennenden Charakter verlieren“ könnten. Diese Position bedeute allerdings nicht, so lautet die ängstliche Fortschreibung der eigenen Position, „daß Zweistaatlichkeit der Geschichte letzter Schluß ist“. Eine Vertreterin der jüngst gegründeten DDR-Grünen warb in ihrem Grußwort für eine intensive ökologische Ost-West-Zusammenarbeit. Bei einem Wahlergebnis von 5 Prozent dürften zwölf Grüne den Einzug ins Parlament schaffen.