Standbild: Wie eine Mittwochsziehung der Lottozahlen

■ Tatort - Katjas Schweigen

(Tatort - Katjas Schweigen, So., 3.12., ARD, 20.15 Uhr) Ohne Schimi geht die Mimi nie ins Bett. Daß es soweit kommen mußte: ein handzahmer Kommissar für alle Betthauben-Benutzer und andere Weiche-Wellenreiter. Damit es nicht so knallt, wickelt Schimanski seinen Parka um die Knarre, bevor er auf die noble Karre des bösen Wichts schießt. Das ist nötig, weil der Duisburger Bulle keine Beweise gegen den Fiesling hat, folgerichtig muß er sie nachträglich selbst beibringen. Nur ein Loch im Lack überführt den hinterhältigen Killer des Mordes und die Handlung der Bedürftigkeit. Wahrscheinlich hat der WDR nun Otto vom Lotto als Drehbuch-Zocker engagiert, denn die Geschichte wirkt wie eine Mittwochsziehung.

Diesmal hat Thanner das große Los gezogen und darf das spielen, was sonst dem Maestro vorbehalten ist: den suspendierten „Rächer von Rheinhausen“, der in der Schmollecke sitzt und wie ein Papagei plappert: „Ich habe den Jungen nicht erschossen“, bis es ihm auch das letzte Streifenhörnchen glaubt. Leider hat Thanner den schwarzen Peter erwischt, er weiß es nur noch nicht. Und die anderen Nieten bei der Auslosung: der Mörder, der wieder mal der Gärtner ist und die ganze Zeit als Bewährungshelfer herumschleichen muß, bevor ihm jemand auf die Schliche kommt; der neue Chef im Duisburger Revier, dessen Namen ich mir immer noch nicht merken konnte und der gegenüber dem alten Königsberger nur ein Klops ist; die Musik von Tony Carey, der noch immer nicht gemerkt hat, daß Peter Maffay die bessere Fransenlederjacke trägt und damit die bessere Fransenlederjacken-Musik komponiert; und Katja, die dem Film den Namen gab und ihr Schweigen besser nicht gebrochen hätte.

So aber müssen wir bis zum bitteren Ende ausharren. Da Schimi schon am Anfang des Films den Ketchup-Kumpel raushängen läßt und Wurst mit Fritten statt Langustenschwänze bestellt, darf er in der Mitte richtig kultiviert auftreten und mit einem Zuhälter vierhändig Klavier spielen. Wer hätte gedacht, daß harte Bullen-Pranken überhaupt zwischen die Tasten passen und so sanft anschlagen können. Man muß ihm ja noch irgendeine unbekannte Seite abgewinnen können, diesem Mann, der alles kann. Als Duffelcoats nicht mehr in waren, mußte Hans-Jörg Felmy seine Haferkampf-Schluffigkeit auf anderen Sendern pflegen. Der Parka ist schon seit Jahren out. Nur im Sender ist das noch keinem aufgefallen.

Christof Boy