Daimler kauft weiter

MAN/Daimler bei Enasa, Einstieg bei Ferranti?  ■ Mit der VERFLECHTUNG auf du und du

Madrid/London/Paris (dpa/taz/afp) - Ein Konsortium aus MAN und Daimler-Benz übernimmt den spanischen Nutzfahrzeughersteller Enasa (Empresa Nacional de Autocamiones SA). Das hat das spanische Kabinett am Freitag in Madrid entschieden. Um das bisher zur staatlichen Industrieholding INI gehörende Unternehmen hatten sich auch die italienische Fiat, die schwedische Volvo und die niederländische DAF beworben.

INI will an Enasa 20 Prozent behalten. Von den abzugebenden 80 Prozent sollen MAN 60 Prozent und Daimler 20 Prozent erwerben. Enasa verfügt mit seiner Marke Pegaso in Spanien über einen Marktanteil von 30 Prozent und fertigt bereits in Lizenz MAN-Busse und Fahrzeuge der MAN/VW -Gemeinschaftsproduktion. MAN wiederum, vor kurzem schon beim österreichischen Nutzfahrzeug-Hersteller Steyr-Daimler -Puch eingestiegen, wird nun nach Daimler und Volvo zum drittgrößten westeuropäischen Lkw-hersteller.

Als Preis für die Übernahme wurden rund 625 Millionen DM genannt. Gleichzeitig erwirbt INI acht Prozent des Aktienkapitals von MAN. Die drei spanischen Enasa -Produktionsstätten mit zusammen 7.000 Beschäftigten sollen aufrechterhalten bleiben. Durch den Einstieg kann das Konsortium auch mit einem besseren Zugang zu lateinamerikanischen Märkten rechnen - so besitzt Enasa auch in Chile ein Werk.

Ferranti

Unklar ist derweil, wie es beim schwer angeschlagenen britischen Rüstungskonzern Ferranti weitergeht. Ferranti hatte 1987 das US-Unternhemen International Signal and Control aufgekauft, anschließend dort aber gravierende Bilanzfälschungen feststellen müssen. Mit Phantom-Aufträgen war der Kaufpreis in die Höhe getrieben worden. Ergebnis: 625 Millionen Mark Verlust und der Zwang zur Anlehnung an einen starken Partner.

Als aussichtsreich galten bislang vor allem zwei interessierte Auslandskonsortien: Eines aus den Konzerne British Aerospace (BAe) und Thomson aus Frankreich, ein anderes mit Daimler-Benz, der britischen General Electric (GEC) und der französischen Matra andererseits. Nachdem BAe nun am Freitag bekanntgab, die Investition in das Rüstungsunternehmen sei angesichts der Ost-West-Entspannung nicht mehr beabsichtigt, bietet Thomson allein weiter. Einem Bericht der 'Financial Times‘ vom Montag zufolge gibt es außer Thomson und dem Daimler-Konsortium auch noch Interesse an Ferranti-Teilen durch die beiden britischen Unternehmen Dowty und Smith und am kompletten Konzern durch den US -Rüstungskonzern Westinghouse.

Ferranti und Daimlers Deutsche Aerospace arbeiten gemeinsam an verschiedenen Projekten. Von Daimler war bisher nur eine Bestätigung darüber zu haben, daß die Gespräche überhaupt geführt werden.

Airbus

Die internationale Verflechtung geht außer bei Lkws und in der Rüstung auch in der Luftfahrt weiter. Ein Abkommen über die Beteiligung von Aeritalia am Programm Airbus A 321 noch vor Ende des Jahres hat der Geschäftsführer des westeuropäischen Konsortiums, Jean Pierson, in Aussicht gestellt. Den Start zum Bau des neuen Airbus-Typs, einer verlängerten Version des A 320, hatten die vier traditionellen Airbus-Partner Aerospatiale, MBB, British Aerospace und Casa Ende November gegeben. Aeritalia soll Pierson zufolge den Konstruktionsabschnitt vor den Tragflächen übernehmen, den ihr BAe abtreten will und der rund sechs Prozent des Flugzeugwertes (ohne Triebwerke) darstellt. Die Diskussion dreht sich im wesentlichen um die Preisvorstellungen. Die italienische Firma soll nach dem in Vorbereitung befindlichen Abkommen nicht nur ein einfacher Zulieferer sein, sondern einen Assoziations-Status für das Programm A 321 erhalten und anteilig auch die Risiken mittragen.

diba