Bremen in Flammen

■ Maradonna verspannt / Trainer gelöst / Lemke brennt: Forza Napoli, Viva Brema

Wann denn das Verhältnis zwischen Maradonna und den Journalisten wieder besser werde, wollte ein Bremer Klatschkolumnist leicht pikiert vom Präsidenten des SSC Neapel wissen. Zuvor hatte der leidgeplagte Schreiber die Erfahrung machen müssen, daß Diegos weltweiter Presseboykott auch vor den Bremer Stadtgrenzen und seinen Kugelschreibern nicht halt macht. Deutlich angewidert und gelangweilt war das kleine Fußballgenie gestern mittag durchs Foyer des Marriott-Hotels zu einem Kurzausflug aufgebrochen, hatte Autogrammjäger unwirsch zur Seite geschoben, laufende Kameras und klickende Fotomaschinen mit wortloser Verachtung gestraft. Nach 50 Metern war der Kurztrip zu Ende, Maradona und Body-Guard kehrten schnurstracks in die Hotel-Suite zurück.

Gesprächiger zeigte sich dagegen Neapels Trainer Alberto Bigon. Vor mehreren Dutzend italienischer Journalisten fabulierte er über das physische Wohlergehen seiner Jungs, über die psychische Disposition des einen, die Muskelkonstellation des anderen. Allora: „Der Platz ist hart, aber ich glaube, wir werden bis morgen abend die richtigen Noppen finden“. Na also! „Eine sehr schwierige Angelegenheit“ werde das Rückspiel, doch „nichts ist unmöglich“. Wie

wahr! „Meine Wunschvorstel lung“, öffnete Bigon sein Herz, „ist ein Tor in der ersten Halbzeit.“ Na und dasselbe in der zweiten auch und Werder kein Tor, das wär's!

Wer ihm von den Bremer Spielern besonders aufgefallen sei, wurde der Trainer gefragt. „Mich hat das ganze Kollektiv beeindruckt,“ - natürlich - „aber besonders Riedle, Votava und der multo intelligente Neubarth.

Der SSC Neapel, dessen Lage vor dem Anpfiff der Trainer als disparato beschrieb, wird ohne

den Brasilianer Alemao antreten. Und Libero Renica und Stürmer Carnevale plagt das Zipperlein in der hochgetunten Muskulatur. Nur Maradonna spielt, das ist verbürgt schließlich war sein Wunsch (eine eigene Suite im Hotel) den Vereinsmanagern wieder Befehl. So haust der kleine Pasta -Liebhaber aus Argentinien für drei Nächte zwischen Wohn und Schlafzimmer, einem großen Konferenztisch, weißer Ledergarnitur, einem Schreibtisch aus Kirschholz und einer eingebauten Bar. Wohlfühlen soll er sich und

deshalb ist im neapolitanischen Troß auch alles mitgereist, was Labsal für Leib und Magen verspricht, vom eigenen Koch bis zum liebgewonnenen Ballputzer.

Werders Manager Willi Lemke, dessen Vereins-Schatulle am Tag danach prallevoll sein wird, versprach den BremerInnen für den Fall des Sieges eine Zugabe. „Wenn wir das Viertelfinale erreichen, dann explodiert etwas. Bremen wird brennen“, sagte Lemke und wir hoffen, daß er es bei einem kleinen Feuerwerk beläßt.

Andreas Hoetzel