Perlen vor die Kinder

■ Weihnachtsmärchen für die Großen / Für die Kurzen zuviel Bunt, zuwenig Bumm

Zuugaaabe-Zuugaabe, toben die Kurzen, ungeachtet der Tatsache, daß sie wenige Minuten vorher noch kollektiv buuuhh gemacht haben. So spontan sind sie halt, die süßen Kleinen, insbesondere dann, wenn die Vorweihnachtszeit, neben anderen Vergünstigungen noch einen Theaterbesuch mit sich bringt. Nun begab es sich aber zu einer Zeit, da sich die heiligen Kulturtempel in Reno

vierungszustand befanden, und so wurden die Kleinen stattdessen ins Modernes gekarrt. Aber undankbar sind sie, da führt man ihnen ein wunderschönes Stück vor und sie verhalten sich so gar nicht vorweihnachtlich. Wenn gerade keiner was aufs Maul kriegt, bedarf es schon raffinierter Sondereffekte, sie bei der Stange zu halten. Richtig gemein ist das, dabei hat es mir so gut gefallen, was das Teatro Dimitri da geschrieben und inszeniert hat.

Ein richtiges Märchen, mit Guten und Bösen, und Schlössern und Wald. Alles schon mal irgendwo vorgekommen, ohne He-man oder Fantasy-appeal, ohne den schon Lurchi von Salamander und die Augsburger-Puppenkiste nicht mehr auszukommen meint.

Da schenkt nämlich der große bunte Vogel, dem Jäger zum Dank dafür, daß er ihn am Leben ließ, eine Zauberfeder, das kennen wir schon vom Fischer und seiner Fru. Und dann ist da ein Puppenmacher, auch nicht unbekannt, aber der ist ganz böse und geldgierig. So geldgierig, daß er seine kleinen Monstren sofort an den depressiven Fürsten verticken geht, der sich gelangweilt nach Zerstreuung sehnt. Aber statt an weiteren Märchenerzählungen, erbaut er sich, oder vielmehr erbaut sich nicht, an Gauklern und Artisten. An dem „Sich -immer-streitenden-Paar“ z.B.

oder dem Unsichtbaren, oder dem Mann, der ein Seil um die Erde gelegt hat, und just im Begriff ist die Enden zu verknoten.

Die Renner sind natürlich die Puppen des Fabbricante di Bambole. Aber wie dem so ist, kaum hat der traurige Fürst die schöne Puppe Domitilla käuflich erworben, als sie der Jäger auch schon buchstäblich abschleppt. Vermittels der Zauberfeder erweckt er sie zum Leben, und da kommt die Romantik ins Spiel, aber sie soll nicht lange währen, denn der böse Puppenmacher hat's gemerkt.

Und so haben sie noch eine Menge Abenteuer zu bestehen bis sie sich am Ende kriegen und Puppe Garbanzolo sich mit der

Puppe Lodovico zusammentut, die sowieso keinen rechten Spielkameraden für den Fürsten abgeben wollte. Zwischendurch tanzen Tische und Taschen, wenn die Puppe Garbanzolo, gespielt von der Tochter des großen Dimitri, sie mit der Zauberfeder des bunten Vogels berührt. Der Fürst geht schließlich allein und der Puppenmacher tot aus.

Zuugaabe...die Kleinen wissen noch nicht, daß jetzt die Klappe zu und der Affe tot, und der Vorhang fällt, das macht sie doch noch ein wenig sympathisch.

Kerstin Dreyer

Bis zum 22.12., vormittags im Modernes, Tel.: 505553