DGB-Chef geht auf Kammerjägd

■ Siegfried Schmidt will gegen Gewerkschafts-Beschlüsse in Angestelltenkammer-Vorstand

Beim Namen Siegfried Schmidt müssen in Bremen bislang selbst treue Gewerkschafter zweimal überlegen, ehe der Groschen fällt. Aber: Man wird sich Siegfried Schmidt merken müssen. Knapp zwei Monate nach seiner knappen Wahl zum neuen Bremer DGB-Chef schickt Schmidt sich jetzt zum nächsten Sprung auf der persönlichen Karriereleiter an. Schmidt will am 14. Dezember unbedingt auch in den Vorstand der Bremer Angestelltenkammer gewählt werden und auch dort das Amtserbe seines DBG-Chef-Vorgängers Heinz Möller antreten.

Der Unterschied zu Heinz Möllers Angestelltenkammer -Vorstandskür vor zwei Jahren: Möller hatte seinerzeit wenigstens den DGB-Bremer Kreisvorstand auf seiner Seite. Siegfried Schmidt geht dagegen nicht nur gegen den Widerstand von ÖTV und HBV ins Angstelltenkammer -Vorstandsrennen. Er kandidiert auch gegen einen ausdrücklichen Beschluß des Bremer DGB-Kreisvorstands: Um den Ruch von Pöstchen-Schieberei und Macht-Selbstbedienung zu vermeiden, hatten die DGB-Kreisvorstandsmitglieder ihren frischgebackenen Kollegen Vorsitzenden am 27. November mit eindeutigen acht zu vier Stimmen gebeten, auf die Kandidatur zu verzichten. Trostpflaster der DGB-Gewaltigen für ihren Gewaltigsten: Sie wollten der Kammer empfehlen, den DGB-Chef künftig als Gast zu Vorstandssitzungen zu bitten.

Auf den vakanten Posten hatte dagegen die ÖTV ihren Anspruch schon per Vorstandsbeschluß angemeldet. Schließlich standen ihr nach den Ergebnissen der Kammerwahlen drei Sitze zu. Schlußfolgerung der ÖTV-Vorständler: Wenn mit Heinz Möller ein ÖTV-Mann geht, muß auch ein ÖTV-Mann, besser eine ÖTV -Frau nachrücken. Siegfried Schmidt aber ist Metaller.

Daß Schmidt nebenbei auch noch DGB-Vorsitzender ist, so die Mehrheit im Kreisvorstand, rechtfertigt noch lange keine Extrawürste. Im Gegenteil: Nachdem zu den Kammerwahlen vor zwei Jahren ausdrücklich Einzelgwerkschaften angetreten seien, würde der nachträgliche Einzug des DGB-Chefs in den Kammervorstand auch beim Wahlvolk als „DGB-Putsch“ interpretiert werden. Von „Verfälschung des Wählerwillens“ und „Irreführung der Basis“ war die Rede.

Auf Siegfried Schmidt allerdings machten weder satte Mehrheiten noch gute Argumente besonderen Eindruck. Statt sich beidem zu fügen, ließ Schmidt noch am selben Nachmittag den Kreisvorstand des DGB in Bremerhaven antanzen und noch einmal abstimmen. Und siehe da: Jetzt reichte es.

Das letzte Wort wird jetzt die Vollversammlung der Kammer haben. Dabei könnte Schmidt im letzten Moment doch noch gekippt werden: Wenn nur drei, vier Gewerkschafter sich in geheimer Abstimmung der Meinung ihres DGB-Kreisvorstands anschließen, wäre Schmidt durchgefallen.

K.S.