Zwischenlager zukünftig auf WAA-Gelände?

Studie über Abwassermengen nährt Gerüchte um mögliche atomare Nutzung / DWK weigert sich, diese explizit auszuschließen Für das Schwandorfer Landratsamt und die Oberpfälzer Bürgerinitiativen ist die Gefahr nicht gebannt  ■  von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Auf dem ehemaligen WAA-Baugelände in Wackersdorf laufen derzeit die ersten Bauarbeiten an für die künftige konventionelle Nutzung als Industriegebiet an. Der Modul-Teststand erhält einen Stahleinbau, damit später darin Küchengeräte hergestellt werden können. Doch sowohl für das Schwandorfer Landratsamt als auch für die Oberpfälzer Bürgerinitiativen ist die Gefahr noch lange nicht gebannt, daß Teile des Geländes neuklear genutzt werden. So weigert sich die WAA-Betreiberfirma DWK standhaft, im Bebauungsplan eine atomare Nutzung explizit auszuschließen. Die DWK, immer noch Besitzerin des Geländes, ist von der Bayerischen Staatsregierung mit der Koordinierung der Erschließung betraut.

Eine Studie über die in Zukunft auf dem WAA-Gelände anfallenden Abwassermengen sorgte zusätzlich für Irritationen. Bis 1991 wird darin die Wackersdorfer Filiale der DWK, die DWW, mit 50 bzw. 30 sogenannten „Einwohnergleichwerten“ aufgeführt. In den nächsten Jahren fehlt ein entsprechender Eintrag. Ab 1995 taucht dann die DWW wieder als Abwasserverursacher auf. 1995 ist jedoch das Jahr, so betont der Sprecher des Schwandorfer Landratsamts Vohburger, „in dem die ersten Behälter mit Nuklearabfall aus der französischen Wiederaufarbeitung nach Deutschland zurückkommen“. Und dann werden Zwischenlagerkapazitäten gefragt sein. Die gibt es auch in Wackersdorf: das bereits fertiggestellte Brennelemente-Eingangslager.

Egon Mühlberger, Sprecher der Wackersdorfer DWK-Filiale DWW, versteht die ganze Aufregung nicht. Bis 1991 sei seine Firma vor Ort mit der Erschließung des ehemaligen WAA -Geländes beschäftigt. Die Firma BMW, die auf dem WAA -Gelände insgesamt 1.600 Arbeitsplätze schaffen will, habe die 6.000 Quadratmeter große Brennelemente-Eingangshalle jedoch nur bis 1994 angemietet, so daß ab 1995 die Verantwortung für die Abwassermenge formal wieder bei der DWW liegt. Mühlberger geht aber davon aus, daß BMW die Halle länger anmieten werde.

Auch für die BMW, gibt es keinen Grund für Spekulationen. „Es gebe keine zwingenden Gründe für die Anmietung der Halle lediglich bis 1994“, betont Firmensprecher Rögner. Offen bleibt, warum BMW die Halle nicht käuflich erwirbt wie z.B. das zukünftige Firmengelände. Rögner bestätigt jedoch, daß bei den Verhandlungen mit Freistaat und DWW es zentrales Anliegen von BMW gewesen sei, eine nukleare Nutzung von Teilen des Geländes auch in Zukunft auszuschließen.

Daß sich die DWK bislang standhaft weigert, einem derartigen Zusatz im Bebauungsplan zuzustimmen, ist für Irene-Maria Strum von den Oberpfälzer Bürgerinitiativen das wichtigste Indiz für eine mögliche atomare Nutzung. Die Begründung der DWK, ein derartiger Nutzungsausschluß bedeute eine „Diskriminierung der Kernenergiebranche“, hält Irene Sturm für „lächerlich“. „Wenn hier wirklich nichts Atomares mehr laufen soll, wäre die DWK doch schon längst verschwunden.“

Der Bebauungsplan obliegt aufgrund der Planungshoheit ausschließlich der Gemeinde Wackersdorf. Vor Jahren hat dort der Gemeinderat die Nutzung des Geländes als atomares Zwischenlager ausgeschlossen.