Wenig Frauenpower an der Hochschule der Künste

■ Erste Frauenvollversammlung an der HdK hatte nur wenige Besucherinnen / Die Fraueninitiative legte einen Entwurf für die Stelle einer Frauenbeauftragten an der Hochschule vor / Allgemeine Fragen der Frauenförderung wurden erörtert: Viele Fragen, wenig Antworten

Nur spärlich war die Zahl derer, die sich am Montag dieser Woche auf der Frauenvollversammlung der Hochschule der Künste einfanden. Dabei ging es um so wichtige Fragen wie die Schaffung einer hauptamtlichen Beauftragten für Frauenfragen, um Frauenforschung und -förderung, insgesamt um Perspektiven für die Besserstellung von Frauen und ihrer Projekte in dem männerdominierten Hochschulbetrieb, wie es Katja Jedermann von der Fraueninitiative formulierte.

Dieser lose Zusammenschluß von Frauen an der HdK hatte einen Entwurf für eine sogenannte einstweilige Grundordnung über eine Beauftragte für Frauenfragen vorgelegt. Deren Hauptaufgabe soll es sein, die einzelnen Fachbereiche dazu anzuregen, Frauenförderungspläne zu erstellen und deren Koordinierung und Durchführung zu gewährleisten sowie den Präsidenten und die Fachbereiche zu beraten und zu unterstützen. Gewählt werden soll die Beauftragte auf fünf Jahre von einem vierzehnköpfigen Beirat, bestehend aus jeweils einer Frauenbeauftragten aus den elf Fachbereichen sowie den jeweiligen Vertreterinnen der Hochschulverwaltung, der Bibliothek und des Personalrates.

Wissenschaftssenatorin Riedmüller hatte an dem vorliegenden Entwurf zwei wesentliche Streichungen vorgenommen, ohne die sie die Regelung nicht bestätigen würde. Zum einen betrifft dies das Vetorecht der Frauenbeauftragten bei Entscheidungen innerhalb der Hochschulgremien, welches gerade bei Personalentscheidungen von Wichtigkeit ist, zum zweiten sollen in ihr nicht, wie vorgesehen, zwei Mitarbeiterinnen zur Seite gestellt werden, sondern nur eine Halbtagskraft. Da jedoch das aufschiebende Veto ein essentieller Bestandteil der Entscheidungsbefugnisse der Frauenbeauftragten sei und zumindest die Chance böte, Berufungsentscheidungen neu zu durchdenken, will die Fraueninitiative die Streichungen nicht akzeptieren und nochmals mit Riedmüller verhandeln.

Weiterer Diskussionspunkt war die Verteilung von Forschungsgeldern aus dem Sonderfonds für Frauenförderung, aus dem die HdK im nächsten Jahr 300.000 Mark für Forschungsprojekte und zusätzliche 70.000 Mark für spezielle Frauenveranstaltungen erhält. Der Kriterienkatalog für die Vergabe der Gelder steht unter der Prämisse, die Definitionen von Kunst und Wissenschaft neu zu durchdenken, um den durch Geschlechterideologie bestimmten Bewertungsmustern und Hierarchien Alternativen entgegenzustellen. Gefördert werden sollen insbesondere interdisziplinäre Projekte im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich, für die auch eine eigene Arbeitsstelle vorgeschlagen wurde. Unter Interdisziplinarität sei nicht nur die Kooperation zwischen den einzelnen Disziplinen zu verstehen, sondern auch die Bereitschaft, die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft kritisch zu durchdenken.

Wie sehr die Diskussion von Frauen über ihre Belange auch an der HdK im argen liegt, zeigte das folgende Durcheinander von Fragen, Meinungen, Vorschlägen. Auf der nächsten Sitzung der Fraueninitiative am 18. Dezember, an der möglichst viele Interessierte teilnehmen sollen, will man weiter diskutieren und abstimmen. Handlungsbedarf besteht an allen Ecken und Enden, diesem muß aber erst eine Klärung der vielen ungelösten Fragen vorausgehen. Daß sich so wenige Frauen an der HdK für die aktive Mitgestaltung ihrer universitären und beruflichen Perspektiven interessieren, ist schade. Zu hoffen bleibt, daß sich dem Kreis der Fraueninitiative weitere anschließen werden, nach deren Motto: Nur mit vereinten Kräften ist der eine oder andere „Kampf“ zu gewinnen.

Karin Lenhart