Gedankenlos-betr.: "Von Erfolg strotzend - zuletzt als Rüstungsmanager", taz vom 1.12.89

betr.: „Von Erfolg strotzend - zuletzt als Rüstungsmanager“, taz vom 1.12.89

„...erzogen in der Begabtenschule der NS-Zeit (Napola)“, heißt es da im Nachruf. (...) Begabt wozu? Nach welchen Kriterien hatten die Nazis da wohl ihren elitären Nachwuchs ausgesucht und auf welche Ziele hin gedrillt und „erzogen“?

Es gab der Schulen drei, eine in Berlin, eine in Plön und eine in Naumburg a.S. Sie hießen vor der Machtübernahme „Staatliche Bildungsanstalten“, kurz: „Stabila“. Auf einem dieser Internate, nämlich auf der Stabila in Naumburg a.S., wurde ich ein paar Jahre „erzogen“, flog dann aber raus, als 1933 die Hitlerei anbrach. Aus „Stabila“ wurde „Napola“ (National-Politische Anstalt). Wir mußten dem braunen Jungvolk, dem erwählten Nachwuchs nationalsozialistischer Führungseliten Platz machen, unter anderem auch dem Jüngling Herrhausen.

Aus dieser Perspektive gesehen, wäre es vielleicht aufschlußreich, die Führungsqualitäten unseres Betrauerten auch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Möglicherweise lernt man dabei zu verstehen, warum Herrhausens Machtpolitik nicht jedem gefiel und vielen sogar höchst gefährlich erschien.

Dr. Georg Rosenstock, Reinbek