Amokschütze erschießt vierzehn Frauen

■ Mehr als dreizehn Verletzte nach Blutbad in der Universität im kanadischen Montreal / Gezielt auf Frauen geschossen / Frauen und Männer in Gruppen getrennt / „Ich hasse das Feministinnenpack“ / Täter begeht Selbstmord / Rache an Frauen wegen „Mißerfolgen“

Montreal (afp) - In der Technischen Universität der kanadischen Stadt Montreal hat ein Amokläufer vierzehn Studentinnen erschossen und mehr als dreizehn Menschen zum Teil schwer verletzt; zwei Frauen schweben noch in Lebensgefahr. Der Mann, der mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffnet war, schoß gezielt auf Frauen. Nach seinem Amoklauf brachte er sich mit den Worten „oh, shit“ um. In einem bei seiner Leiche liegenden Brief, der mit „Marc“ unterschrieben war, stand, er wolle sich für die „Mißerfolge“ in seinem Leben an den Frauen rächen. Der etwa Zwanzigjährige bezeichnete sich als Student.

Zeugen berichteten, der wie zur Jagd gekleidete Mann sei am Mittwoch nachmittag zuallererst in der Cafeteria der Polytechnischen Universität aufgetaucht. Er eröffnete sofort das Feuer auf die ahnungslosen Anwesenden und tötete drei Frauen. Der Student Robert Leclerc: „Er trug mindestens zwei Munitionsgürtel über der Brust.“ Außerdem sagte der Student gegenüber der Presse, ihn habe die Erscheinung an „Rambo“ erinnert. Danach stürmte der Unbekannte einen Unterrichtsraum im zweiten Stock. Den etwa 25 anwesenden StudentInnen befahl er, alles stehen und liegen zu lassen. „Wir haben ihn angeguckt und gedacht, er macht einen Witz“, berichtete ein anderer Student mit Namen Eric Chavarie. Die StudentInnen hatten ihre letzte Stunde vor den Weihnachtsferien. Der Schütze habe allerdings schnell demonstriert, daß es ihm ernst sei. Er habe in die Luft geschossen und allen befohlen, sich nach Geschlechtern getrennt in zwei Gruppen aufzustellen. Die Männer mußten den Raum verlassen, während sich die etwa 15 Studentinnen haßerfüllte Tiraden anhören mußten: „Ihr seid Frauen, und ihr wollt Ingenieurinnen werden. Ihr seid alle Feministinnen. Ich hasse das Feministinnenpack.“ Eine Frau wehrte sich und wollte antworten, doch da fielen die ersten Schüsse. Sechs Frauen starben. In einem Büro auf der gleichen Etage fand die Polizei eine weitere Tote.

Die Frauenjagd setzte sich von Stockwerk zu Stockwerk bis in die fünfte Etage fort. „Ich will die Frauen“, soll er Berichten zufolge gerufen haben. Im dritten Stock erschoß er vier Frauen auf dem Flur, im vierten und fünften verletzte er mehrere Menschen. „Es war klar, daß er auf Frauen zielte“, sagte ein Student, der von einer der 35 abgefeuerten Kugeln verletzt worden war. Er war in der ersten Etage auf den Mörder getroffen und vor ihm in die nächsthöhere Etage geflohen. Alle, die ihm begegneten, warnte er.

Bevor der Amokläufer sich umbrachte, kehrte er in den dritten Stock zurück und drang erneut in ein Klassenzimmer ein. Er feuerte auf eine Studentin, die gerade dabei war, ein Refarat zu halten, und mitten in die Klasse.