Ganz schön viel und noch viel zu wenig

■ taz-Aboaktion ein voller Erfolg / Wir wollen voran: Schwung für's nächste Jahrzehnt braucht noch mehr LeserInnen

Kerzen flackern, der Glühwein dampft, der Sektkübel ist wohlgefüllt. 182 Namen aus Bremen und umzu, 182 neue regelmäßige taz-LeserInnen. Marek, zum Glücksritter erwählt, löchert seine Mutter: „Wieviel ist 13 zum Quadrat?“ Richtig. 169. Die nächste Gewinnzahl. Zum taz-Abo kommt ein Essen oder viel Trinken oder gar Fahrrad oder Box. Ende der taz -Abo-Aktion, der „Lotterie mit den größten Gewinnchancen in der Bundesrepublik“, wie ein Kollege ziemlich wahrheitsgemäß gefrozzelt hatte.

Denn: Fast 90 Gewinne standen für die neuen regelmäßigen taz -LeserInnen zur Verfügung. (Besonderen Dank Blue Box und der Fahrradmanufaktur, die die Hauptpreise zur Verfügung stellten). 90 Gewinne, die die Glücklichen in den nächsten Tagen ins Haus bekommen oder sich bei uns abholen kommen. Ein Brief wird kommen und alles erklären.

„Was? Wieviel? 182 neue Abos? “ Die Kollegin, die in den letzten Tagen nicht mitbekommen hatte, daß die Zahl der Neuabonenten von Tag zu Tag zunah

men, ist schlicht begeistert.

„Geil“, jubelt die Kulturredaktöse, „exorbitant“ ein anderer und der Kollege Redakteur merkt in der ihm eigenen Art des Understatements an: „Offensichtlich hat jemand unsere Sachen gelesen.“

Und in der Tat: Die taz-Abo-Werbeaktion für sich genommen, war ein voller Erfolg. Fast 200 Neuabonenten in gut zwei Monaten, einen solchen Zugewinn haben wir seit den Tagen der taz-Bremen-Gründung nicht mehr erreicht. Ein Ergebnis, daß die taz-Redaktion nach Monaten der AboStagnation dringend gebraucht hat und das aus zwei Gründen. Erstens bringen knapp 200 Abonnements pralle 4.000 Mark monatlich auf unser noch schwindsüchtiges Konto. Und zweitens, bald ebenso wichtig, geben die NeuabonentInnen dem Prinzip Hoffnung wieder einen kleinen Schwung; Schwung, den das Projekt taz nur allzu gut vertragen kann.

Unbescheidenheit

Denn so erfolgreich die Abo-Kampagne auch war - und wenn vielleicht die Suche nach taz-GesellschafterInnen zu einem erfolgreichen 50.000-Marks-Ende kommt - wir wollen mehr. Und zwar endlich unsere LeserInnen und auch uns selbst nicht mehr mit taz-Todesdrohungen erschrecken. Auf diesem Weg gilt es im kommenden Jahr ein paar weitere kräftige Schritte voran zu machen. „Die Neuabos haben wir uns mit der Qualität unserer Arbeit verdient“, sagt til. Das finden wir anderen auch. Wir finden aber noch mehr und wollen das auch laut sagen: Diese Zeitung, mit all ihren Nachlässigkeiten, Fehlern und Pannen verdient mehr LeserInnen, verdient mehr AbonentInnen als sie hat. Das wollen wir auch im kommenden Jahr laut für uns werbend sagen.

Dabei brauchen wir Unterstützung: Der eine oder die andere taz-Leserin, der unsere Arbeit im Laufe der Jahre grundsätzlich schätzen gelernt hat, kann viel dafür tun, daß diese Zeitung mittelfristig mit soliderer finanzieller Grundlage überlebt und die tazlerInnen vielleicht mit ein bißchen

weniger Selbstausbeutung über die Runden kommen. Zum Beispiel, indem Sie uns Bekannten, Verwandten, Freunden weiterempfehlen. Und wenn gute Worte nicht reichen, vielleicht mit einer noch besseren Tat nachhelfen. Eine zur Weihnachtszeit gera

dezu naheliegende Möglichkeit ist gar nicht so unauffällig auf dieser Seite versteckt. Gefunden? Genau. Da der Geschenk -Abo- Schnipsel. Eine Zeitung, das wissen wir, ist gewöhnungsbedürftig. Wenn wir von diesen Schnipseln in den kommenden 14 Tagen

noch einmal einen guten Schwung ins Haus bekommen würden, hätten wir noch ein Stück Hoffnung mehr, daß sich im kommenden Jahrzehnt immer mehr LeserInnen an die taz gewöhnen werden. Auf geht's liebe LeserInnen.

Holger Bruns-Kösters