„Berlin braucht Schutz“

■ Haddock: Zu früh für Gespräche über Truppenabbau

Für Verhandlungen über einen Abbau der alliierten Truppen in Berlin ist nach Einschätzung des amerikanischen Stadtkommandanten Raymond Haddock die Zeit noch nicht reif.

Trotz aller Abrüstungsankündigungen von sowjetischer Seite habe sich mit Blick auf die tatsächlichen Kräfteverhältnisse noch nicht viel getan, sagte der Generalmajor in einem am Freitag vorab veröffentlichten Gespräch mit der Hamburger 'Bild'-Zeitung. 1987 seien gut 400.000 sowjetische Soldaten in der DDR gewesen, jetzt seien es knapp 20.000 weniger.

Auch wisse beispielsweise niemand, ob der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow „durchhält oder Militärs in Moskau an die Macht kommen“. „Deshalb braucht Berlin nach wie vor diesen Schutz für Freiheit und Demokratie“, betonte Haddock.

Die US-Truppen würden aber nicht „gegen den Willen der Bevölkerung und ihrer frei gewählten Regierung“ bleiben.

Dafür müsse jedoch „absolut sicher“ sein, daß Freiheit und Demokratie in Berlin gesichert seien. „Für uns gibt es nur ein Berlin“, sagte der amerikanische Stadtkommandant auf die Frage, ob der Vier-Mächte-Status eine Garantie für die Einheit Berlins sei.

„Wenn die Deutschen selbst in freier Selbstbestimmung die deutsche Frage gelöst haben, wird Berlin sicher wieder die Hauptstadt.“ Das werde allerdings noch eine Weile dauern. Haddoch äußerte allerdings die Hoffnung, daß das Brandenburger Tor noch vor Weihnachten geöffnet werden könnte.

„Für alle Berliner wäre es das schönste Weihnachtsgeschenk.“

afp