„Mutti geht es gut!“

■ Die Ausreisewelle hinterläßt ihre Kinder: Nach der Flucht in den Westen ließen viele Eltern ihre Jüngsten zurück

Die Flucht in den Westen haben manche DDR-Bürger benutzt, ihre Kinder in der DDR zurückzulassen. Allein in Ost-Berlin wurden 107 Mädchen und Jungen von den Eltern im Stich gelassen und leben jetzt in Heimen, berichtete die Zeitung der Liberal-Demokraten 'Der Morgen‘ am Freitag. „Seit dem 30.August bin ich hier“, sagt ein kleines Mädchen, deren Mutter sich über Ungarn in den Westen absetzte. „Mutti geht es gut, sie hat für Weihnachten einen Besuch angekündigt“, sagt das Mädchen. Ein Siebenjähriger, der seit drei Wochen von seinen Eltern verlassen im Heim lebt, beklagt: „Die haben mir nicht einmal Bescheid gesagt.“ Der Junge habe gar nicht so recht begriffen, was passiert sei, heißt es in dem Blatt.

Ein drastischer Fall wird aus dem Bezirk Prenzlauer Berg geschildert. Nachbarn hatten die Jugendhilfe angerufen, weil sie Schreie aus einer Wohnung hörten. Drei Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren waren allein in der Wohnung. Ein Vierjähriger mußte völlig verwahrlost in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Mutter ist in West-Berlin, die Anschrift sei unbekannt, heißt es. Das Stadtbezirksgericht hat Klage wegen schwerer schuldhafter Verletzung der Erziehungspflicht eingereicht.

Auch in anderen Fällen laufen Klagen zur Aberkennung des Erziehungsrechts. Sollte diesen Klagen stattgegeben werden, suchen die Ämter neue Familien für die Kinder, wurde erläutert. 450 Anträge von Ehepaaren liegen zur Zeit vor, die ein Pflegekind aufnehmen möchten. Seit Ende August hätten 60 Kinder ein neues Zuhause bekommen, schreibt die Zeitung. Bei der Suche nach den Eltern im Westen gebe es gute Kontakte zu den bundesdeutschen Jugendämtern. Die Mitarbeiter würden bei den Ermittlungen der Adressen der Eltern im Westen mithelfen, um eine Familienzusammenführung zu versuchen. (familienzusammenführung? ab in den knast mit den eltern. sezza).

dpa