Doch kein neuer DDR-Großflughafen

■ Flughafendirektor: DDR-Regierung wird im nächsten Jahr endgültig über Erweiterung von Schönefeld befinden / Ausbau von Militärflugfeld würde zigfache Kosten verschlingen

Die von Verkehrssenator Wagner (SPD) am Montag gestreute Spekulation, die DDR plane eventuell im Süden Berlins einen neuen Großflughafen, ist offenbar nicht zutreffend. Entsprechende Pläne seien schon lange verworfen worden, erklärte jetzt auf Anfrage der Direktor des Flughafens Schönefeld, Matthias Prokoph. Statt dessen werde die DDR nunmehr im nächsten Jahr endgültig über den Umfang und Zeitpunkt einer Erweiterung des Schönefelder Flughafens entscheiden.

Prokoph zufolge war als Standort für einen neuen Großflughafen tatsächlich einmal Königs-Wusterhausen „angedacht“. Die entsprechende Studie sei jedoch schon „viele, viele Jahre alt“. Bei der Standortüberlegung habe in erster Linie die günstige Verkehrsanbindung durch die Eisenbahn und das nahe Schönefelder Autobahnkreuz eine Rolle gespielt. Konkret sei ein Fläche nordwestlich der märkische Kleinstadt in Aussicht genommen worden.

Wie Prokoph erläuterte, wird der Bau eines neuen Terminals das Kernstück der Erweiterung in Schönefeld darstellen. Damit könne die Kapazität von rund zweieinhalb Millionen Fluggästen auf rund fünf Millionen erhöht werden. Ebenfalls in den nächsten fünf Jahren vorgesehen sei die Errichtung eines neuen Hangars für größere Flugzeuge. Dies ist unumgänglich, da in den 90er Jahren Großraumflugzeuge der Typen IL 96 für 300 Passagiere sowie TU 204 für 200 Passagiere zum Einsatz kommen sollen.

Unbestätigten Informationen zufolge will die Lufthansa der Interflug weitere „Airbusse“ mit Besatzung leihweise zur Verfügung stellen, mit denen von Schönefeld aus verstärkt Ziele in westlichen Ländern angeflogen werden sollen. Bereits im April waren auch Überlegungen der Bundesregierung, Ost-Berlins und des Senats an die Öffentlichkeit gesickert, nach denen internationale Flüge über eine „neutrale Luftstraße“ zum Flughafen Schönefeld geleitet werden könnten. Dafür erhielt nach dem Konzept die „Interflug“ über die neue Luftstraße den Zugang nach Westeuropa.

Fest steht, daß die Kapazität von Schönefeld schon lange erschöpft ist. So flogen im letzten Jahr knapp eine halbe Million Berliner, Westdeutsche und Ausländer über das östliche Luftkreuz - 10,8 Prozent mehr als 1987. Damit registrierte man den größten Zuwachs an Flugpassagieren seit 1982.

thok