FMLN verstärkt ihre Offensive

Die salvadorianische Guerilla riegelt wichtige Verbindungsstraßen ab / Sieben unbekannte Leichen exhumiert  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Drei Tage vor dem Sondergipfel der zentralamerikanischen Präsidenten, der den Konflikt in El Salvador entschärfen soll, hat die Guerilla ihre Offensive verstärkt. In Ayutuxtepeque, wenige Kilometer nördlich der Hauptstadt, griff sie eine Panzerpatrouille der 1. Infanteriebrigade an. Im Norden von San Salvador schossen die Aufständischen einen Helikopter ab, auf den Sitz des Generalstabs der Streitkräfte feuerten sie über 60 Mörsergranaten. Auch die Villenviertel im Westen von San Salvador waren wieder Schauplatz von bewaffneten Auseinandersetzungen. Erstmals seit Beginn ihrer Offensive am 11. November konnte die Guerilla die Verbindungsstraße zur zweitgrößten Stadt, Santa Ana, mit Barrikaden abriegeln. Offenbar will die FMLN die Hauptstadt von militärischem Nachschub abschneiden, denn in den ersten Wochen kam das Gros der Verstärkungstruppen über diese Straße. Bei San Vicente sprengten die Rebellen eine Brücke, die für den Nachschub der umkämpften Stadt Zacatecoluca unentbehrlich ist. Auch die Straße nach Norden, die in die Kampfgebiete von Chalatenango führt, wurde gesperrt. Nachdem die Guerilla mehrere wichtige Elektrizitätsanlagen gesprengt hatte, fiel in weiten Teilen des Landes der Strom aus. Bei den erbitterten Kämpfen sollen allein am Donnerstag 150 Soldaten und Guerilleros umgekommen sein. Nach lautstarken Protesten der Oppositionsparteien und einiger Diplomaten ließ die Finanzpolizei am Donnerstag Jorge Villacorta frei, einen führenden Politiker der Christlichsozialen Volksbewegung (MPSC), den sie am Vortag bei seiner Ankunft auf dem Flughafen festgenommen hatte. In einer Mitteilung der MPSC heißt es, die regierende ARENA wolle „die Existenz demokratischer Parteien vernichten“. In einem Vorort San Salvadors wurden am Donnerstag die Leichen von sieben Personen exhumiert, unter denen sich fünf vermißte Fernsehreporter befinden sollen. Die Exhumierung der Leichen, die nach Augenzeugen von der Armee verscharrt wurden, fand unter Aufsicht einer Vertreterin der Menschenrechtskommission der katholischen Kirche statt. Das Ergebnis stand noch nicht fest.