VVN: Jein zur Erneuerung Na zur eigenen Geschichte

■ Landesverband rettet sich in ungewisse Zukunft

Als erste Landesdeligiertenkon ferenz tagten am Samstag die Bremer MitgliederInnen der VVN/Bund der Antifaschisten nach der Bankrotterklärung des Bundesvorstandes am 5. Dezember. Die vorzeitig anberaumte Konferenz sollte erstens zeigen, ob der Landesverband ohne die Finanzierung aus der Frankfurter Bundeszentrale organisatorisch aufrecht erhalten werden kann, und zweitens, welche politische Programmatik in der VVN künftig möglich sein wird.

Zur politischen Perspektive der Organisation lag den 57 Delegierten ein Antrag des Landessekretärs Volker Homburg vor, der die „selbstkritische Aufarbeitung der jeweils eigenen Fehler und Prinzipien“ forderte. „Zu solchen schwerwiegenden Fehlern gehört die mit erschreckender Deutlichkeit zu Tage getretene politische Abhängigkeit der VVN-BdA von der DKP,“ hatte Homburg in seinem Antrag die Delegierten wissen lassen. Homburg selbst ist möglicherweise von der strikten Stellenkürzung beim VVN als hauptamtlicher Sekretär betroffen. Obwohl die Versammlung eine radikale Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf 10 Mark pro Kopf beschlossen hat, fehlen dem Landesverband die monatlichen 3.120 Mark aus Frankfurt, die das Überleben der

Organisation bisher gewährleistet hatten.

Die Landesdelegiertenkonferenz bestätigte die Spaltung der VVN in die Fraktionen der Erneuerer und der Traditionalisten. Für die einen ist eine weitere Antifa -Arbeit ohne die eigene Vergangenheitsbewältigung der VVN nicht möglich, die anderen werten das eher als Nestbeschmutzung. Doch eine Entscheidung, welche politische Richtung die VVN nehmen kann, wurde am Wochenende nicht getroffen. Die Erneuerer werten das als Erfolg, weil so zumindest verhindert worden ist, daß die Organisation sich auflöst. Sie haben immerhin durchgesetzt, daß Homburg als Landessekretär dem Vorstand zur Wiederwahl vorgeschlagen wird. Die Delegierten hatten ausdrücklich erklärt, „daß wir den Versuch einer Neubestimmung der VVN-BdA ohneVolker Homburg als Landessekretär gefährdet sehen“. Das Votum der Konferenz ist nicht bindend.

Der Vorstand selbst ist auf ein 10köpfiges Gremium geschrumpft. Zwar sind mit Willy Hundertmark und Irmgard Alfken zwei VertreterInnen der „traditionellen“ VVN-Politik als Vorsitzende gewählt, insgesamt jedoch halten sich Traditionalisten und Erneuerer die Waage. Markus Daschne