Behinderter als Star

■ Millionen verfolgen sonntags „Life Goes On“ im US-Fernsehen

New York (afp) - Jeden Sonntagabend verfolgen Millionen passionierter amerikanischer Fernsehzuschauer die US -Fernsehserie Life Goes On. Ihr Star ist „Corky“, gespielt von dem mongoloiden Chris Burke. Es ist ein Sieg des 24jährigen rothaarigen Jungen über Hollywood-Tabus und nicht nur für ihn selbst die märchenhafte Erfüllung eines Traums.

Die Geschichte des New Yorker Polizistensohns hat mehr als 250.000 jungen Amerikanern, die unter der gleichen Erbkrankheit leiden, Zugang zur „Welt der Normalen“ verschafft. Einige Familien meinen allerdings, die Serie wecke zu große Hoffnungen gegenüber den Behinderten. So rettet Corky im Film ein Kind aus einer Schlucht oder wird von seinen Klassenkameraden, die ihn zunächst verspotteten, zum Sprecher gewählt.

Chris bezeichnet sich selbst als „leichten“ Fall von Mongoloismus. Für den Film entdeckt wurde er von der amerikanischen Fernsehgesellschaft ABC, und es ist das Verdienst des Produzenten Michael Braverman, die Serie auf seine Behinderung abzustimmen: Die Textpassagen, die Chris sprechen muß, wurden gekürzt. Da er gegen Abend schneller ermüdet, finden die Dreharbeiten morgens statt. Frank Burke wartet zwischen den einzelnen Szenen in einem Wohnwagen auf seinen Sohn. Bei den Dreharbeiten ist er jedoch nicht dabei. Chris brauche seine Unabhängigkeit, sagte der Vater.

Und wenn scheitern sollte? Es wäre nicht das erste Mal, denn schon mit 16 Jahren schwor der ehemalige Liftboy, er wolle Schauspieler werden. Die erste Filmrolle war jedoch ein „Flop“. Doch als Corky, eines von drei Kindern einer typisch amerikanischen Familie, wächst sein Erfolg nun von Woche zu Woche.

Enthusiastisch berichtet die US-Presse über Reaktionen von Zuschauern oder Hilfsorganisationen. Marie-Jose Waller, eine Französin, die in Washington lebt und selbst einen mongoloiden Sohn hat, sagt: „Die Sereie erreicht viel für diese Kinder. Selbst wenn die Leute nur entdecken, daß sie Talente haben, sehr liebevoll sind und geliebt werden wollen.“

Die „Nationale Down-Syndrom-Gesellschaft“ in New York erstickt inzwischen nahezu vor Zuschriften und Telefonanrufen. „Life Goes On ist phantastisch, denn die Serie zeigt, wozu Mongoloide in der Lage sind“, sagt die Vorsitzende der Gesellschaft Donna Rosenthal. „Wir wissen jetzt, daß sie durch die verbesserte medizinische Behandlung länger leben können, daß sie fähig sind zu lernen, zur Schule zu gehen und zu arbeiten. Das heißt nicht, daß alle ein ähnliches Schicksal haben werden wie Chris, aber es wird mehr Mongoloide wie ihn geben“, glaubt sie.