Fahnder: Neuer Einblick in die RAF

■ Bei den mutmaßlichen RAF-Mitgliedern soll umfangreiches Material sichergestellt worden sein

Berlin (taz/afp) - Über die Frage, ob die beiden am Donnerstag festgenommenen mutmaßlichen RAF-Mitglieder Holger Deilke und Ute Hladki Anschläge geplant haben, wird weiter spekuliert. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins 'Spiegel‘ sollen die beiden wahrscheinlich kein Attentat auf Bundesverteidigungsminister Stoltenberg, sondern möglicherweise auf Wirtschaftsführer im Raum Hamburg geplant haben. Dem Bericht zufolge sind bei beiden umfangreiche Aufzeichnungen sichergestellt worden, in denen eine Reihe von Namen aus dem Wirtschaftsleben der Hansestadt enthalten sein sollen. Meldungen über ein geplantes Attentat auf Stoltenberg hatte die Karlsruher Bundesanwaltschaft bereits am Freitag als reine Spekulation bezeichnet. Aus den Unterlagen, die in der von den Festgenommenen gemieteten Ferienwohnung in Tönning gefunden wurden, hätten sich auch Hinweise auf konspirative Wohnungen und Verstecke ergeben. Diese Aufzeichnungen ermöglichten „ganz neue Einblicke in die Organisationsstruktur der RAF“.

Der Chef des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz Gerhard Boeden soll erklärt haben, vieles spreche dafür, daß Deilke und Hladki zum „harten Kern der RAF“ gehörten. Die Bundesanwaltschaft war zunächst davon ausgegangen, daß die beiden, die wegen Werbens für eine terroristische Vereinigung per Haftbefehl gesucht wurden, nicht zur sogenannten RAF-Kommandoebene zählen. Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof (BGH) hat am Samstag Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gegen Deilke und Hladki erlassen.

Die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus reichen für CSU-Generalsekretär Huber nicht aus. Das sagte er der 'Bild am Sonntag‘. Das Bewußtsein in der Bevölkerung für die terroristische Bedrohung müsse wieder wachsen. Gleichzeitig müsse verhindert werden, daß ein Europa der offenen Binnengrenzen „freie Fahrt“ für Terroristen bringe. Das gelte auch bei einer Annäherung der beiden deutschen Staaten. Die DDR dürfe nicht zum „Rückzugsgebiet deutscher Terroristen“ werden.

wg.