Israelis demonstrieren für Frieden

Zum Jahrestag der Intifada Kundgebungen in zahlreichen Städten / „Zeit, zu reden“ / Vier Tote in den besetzten Gebieten / 617 Opfer sind seit Beginn des Palästinenseraufstands zu beklagen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Generalstreik in den besetzten Gebieten, Ausgangssperren im Gaza-Streifen und der Westbank, Demonstrationen und Kundgebungen der Friedensbewegung - Israel und Palästina begingen am Samstag den zweiten Jahrestag der Initifada. Insgesamt waren in Israel etwa dreißigtausend Menschen auf den Beinen, um gegen die Besatzung und für eine friedliche Lösung des Konflikts zu demonstrieren. Die größten Kundgebungen fanden dabei in Nazareth und Jerusalem statt.

In Nazareth sprachen sich rund 5.000 palästinensische Israelis, darunter auch Knesset-Abgeordnete, und Vertreter verschiedener israelischer Oppositions- und Friedensgruppen, für eine Zwei-Staaten-Lösung und Gespräche mit der PLO aus. Die „Frauen in Schwarz“ appellierten an die Anwesenden, sich dem für Ende Dezember geplanten Friedensmarsch nach Jerusalem anzuschließen. Dann soll auch eine internationale Aktion „Arme für den Frieden“ stattfinden, eine Menschenkette rund um die arabische Altstadt. Im annektierten Golan befolgte die drusische Bevölkerung einen Aufruf zum Generalstreik aus Solidarität mit der Intifada.

In Westjerusalem organisierte „Peace Now“ einen Umzug mit Taschenlampen und Kerzen, um an das Schicksal von 143 palästinensischen Kindern zu erinnern, die in den letzten beiden Jahren getötet wurden. Rund 5.000 Juden und Araber führten Bilder der Opfer mit sich. „Es ist genug Blut vergossen worden, jetzt ist es an der Zeit, zu reden“, sagte ein Sprecher. Weniger beschaulich ging es im Ostteil der Stadt zu, wo die Bevölkerungen den Generalstreikaufrufen der Untergrundführung des Aufstands und der fundamentalistischen Hamas-Bewegung folgte. Hier setzten israelische Sicherheitskräfte Tränengas und Gummigeschosse ein, um Demonstranten auseinanderzutreiben.

In den besetzten Gebieten waren mehr als zwei Drittel der Bevölkerung von einer Ausgangssperre betroffen, die gestern für Gaza wieder aufgehoben wurde. In Beni Naim bei Hebron wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Soldaten die 22jährige Sara Abdel Fatah el Manasra und der 29jährige Kamal Hussein al-Achal erschossen und sieben weitere Palästinenser verletzt. In einem Krankenhaus bei Tel Aviv erlag der 26jährige Atef Mohammed Ismail Kuttab aus Khan Younis im Gaza-Streifen seinen Verletzungen, die er am Donnerstag erlitten hatte. Am Sonntag morgen wurde in Gaza der 17jährige Naim Said Nofal von einem israelischen Tankwagenfahrer erschossen, der behauptete, der Jugendliche habe mit Steinen geworfen. Damit liegt die Zahl der seit Beginn der Initifada von Israelis erschossenen Palästinenser bei 617 Personen.