„Die Einheit wird sich festigen“

In Johannesburg tagte größte Anti-Apartheid-Konferenz in Südafrika / „Erklärung von Harare“ angenommen  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Die größte Anti-Apartheid-Konferenz in der Geschichte Südafrikas legte am Samstag in Johannesburg Vorbedingungen und Grundlagen für Verhandlungen mit der Regierung zur Abschaffung der Apartheid fest. Gleichzeitig betonten die mehr als 4.600 Delegierten von mehr als 2.100 Anti-Apartheid -Organisationen jedoch, daß Protestaktionen gegen die Apartheid intensiviert werden müssen, da die Regierung noch keine ernsthafte Bereitschaft zu Verhandlungen gezeigt habe. Die „Konferenz für eine Demokratische Zukunft“ erreichte allerdings nicht die beabsichtigte Vereinigung der politisch stark divergierenden Organisationen, die in der Versammlung vertreten waren.

Als wichtigstes Ergebnis der Konferenz beschrieben die Organisatoren die Annahme der sogenannten „Erklärung von Harare“, in der die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) die Verhandlungsgrundlagen des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) angenommen hat. Diese Erklärung wird Kernstück einer am Dienstag in New York beginnenden Sonderdebatte der UNO-Vollversammlung über Südafrika sein.

Für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung für Südafrika forderte die Konferenz die Einberufung einer verfassunggebenen Versammlung. Vertreter dieser Versammlung sollen, ähnlich wie dieses Jahr in Namibia, in einer freien Wahl gewählt werden. Die südafrikanische Regierung hat solche Vorschläge in der Vergangenheit strikt abgelehnt.

Die Konferenz machte jedoch deutlich, daß Verhandlungen noch in weiter Ferne liegen. „Es bleibt die Absicht des Regimes, die Privilegien der weißen Minderheit zu schützen“, heißt es in einer Erklärung der Konferenz. „Wir sind davon überzeugt, daß die Regierung von (Staatspräsident Frederick) De Klerk weder ein Interesse an der Schaffung eines demokratischen Südafrikas noch an echten Verhandlungen hat.“

Verhandlungen könnten nur stattfinden, wenn De Klerk die Vorbedingungen der Opposition - darunter Freilassung aller politischen Gefangenen und Aufhebung des Ausnahmezustandes erfüllt. Aber De Klerk habe nichts getan, was seine Ernsthaftigkeit beweise. „Wir können nicht auf De Klerk warten“, heißt es in der Erklärung. „Wir werden weiter alle Teile unserer Gesellschaft zu gemeinsamen Aktionen gegen Apartheid anspornen.“

Zum ersten Mal hatten sich bei der Konferenz Vertreter der Vereinigten Demokratischen Front (UDF), die dem ANC politisch verwandt ist, mit Anhängern der „Black Consciousness„- (schwarzes Bewußtsein)-Bewegung (BCM) an einen Tisch gesetzt. Zudem waren Anhänger von liberalen Menschenrechtsorganisationen und bisher als Kollaborateure der Apartheid verurteilte Vertreter von politischen Parteien aus den Homelands, den Reservaten für Schwarze, zugegen. Die liberale Demokratische Partei (DP), eine im Parlament vertretene Oppositionspartei, konnte als Beobachterin teilnehmen.

„Die demokratischen Kräfte dieses Landes erkennen die Notwendigkeit, daß unterschiedliche Ansichten nebeneinander existieren“, hatte der vor kurzem nach 26jähriger Haft freigelassene ANC-Führer Walter Sisulu in seiner Eröffnungsrede gesagt. Er wünschte sich eine vereinigte Front aller Anti-Apartheid-Organisationen. Das brachte die Konferenz allerdings nicht zustande.

Dennoch bleibt eine gewisse Zusammenarbeit zwischen den rivalisierenden Organisationen bestehen. „Die Tatsache, daß diese Konferenz stattgefunden hat, ist ein erster Schritt“, sagte UDF-Generalsekretär Mohammed Valli Moosa gestern. „In der Durchführung von Protestaktionen in den nächsten Monaten wird sich die Einheit weiter festigen.“