Bayerns Max mag nicht mehr

Streibl kann in München trotz Wohnungsnot nicht bauen / Sozis, Terroristen und die Journaille verderben ihm den Spaß  ■  Aus München Luitgard Koch

Nichts als Ärger hat man als Bauherr. Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl kann ein Lied davon singen. Jahrelang schon lebt der bescheidene Oberammergauer mit seiner Familie in „beengten Wohnverhältnissen“ und leidet arg unter der Wohnungsnot. Kein Wunder, daß er da zuschlägt, als er hört, daß die Caritas für lumpige 1,4 Millionen ein Grundstück im teuersten Viertel Münchens, nämlich in Nymphenburg, besitzt. Ein halbe Million unter dem üblichen Preis verscherbelt die Caritas das Grundstück, auf dem nach dem Willen der Witwe Anna Strehle, die hat's den Katholen nämlich vermacht, eigentlich ein Altersheim gebaut werden soll. Aber auch ein Ministerpräsident wird schließlich älter. Also was soll's.

Doch der Spaß an dem „Schnäppchen“ vergeht dem ehemaligen Finanzminister schnell. Das Boulevardblatt, die 'Münchner Abendzeitung‘, startet nämlich sofort eine „beispiellose Hetzkampagne“ gegen den caritativen Grundstücksdeal. Da hilft auch kein Anruf aus der Staatskanzlei bei der Chefredaktion, die Berichterstattung darüber gefälligst einzustellen. Nicht einmal der dezente Hinweis, daß über das Privatleben der AZ-Autorin und „Enthüllerin“ einiges bekannt sei, nützt. Es ist schon ein Kreuz, daß die Schreiberlinge im Freistaat die Sache mit der Pressefreiheit so mißverstehen.

Natürlich, wie sollte es auch anders sein, sind auch gleich die Sozis zur Stelle. Allen voran Münchens SPD -Oberbürgermeister Georg Kronawitter. Der arbeitet indirekt gar den Terroristen in die Hände. Denn durch sein Rumgeplärre, daß der Ministerpräsident das Grundstück zurückgeben soll, wissen die jetzt, wo sie ihn suchen müssen. Ganz klar, daß das Landeskriminalamt in seiner Gefährdungsanalyse danach feststellt, daß dieses Grundstück nicht mehr zu schützen ist. Und deshalb also und nur deshalb, nicht etwa, weil die ganze Geschichte im Wahlkampf nicht so gut ankommt, muß sich Max also schweren Herzens von seinem Grundstück trennen. Freilich geben die hinterfotzigen Sozis auch jetzt noch keine Ruhe. Vor dem Landtag soll der gestresste Ministerpräsident nämlich nun erklären, ob er und seine Mannen etwa gar die Journalisten der 'Abendzeitung‘ einschüchtern wollten.

Wenn es bei ihm zu Hause gar so beengt ist, sollte Streibl vielleicht mal ein Wörtchen mit der bayerischen Schlösser und Seenverwaltung reden. Schließlich ist Schloß Nympenburg groß genug. Und dann braucht er in München gar nicht mehr bauen. Denn hatte nicht schon sein Vorgänger, ein gewisser Strauß, dauernd Ärger mit der leidigen Bauerei im Münchner Hofgarten?