Frauen besetzen Haus

■ Situation im autonomen Bonner Frauenhaus führt zu der Aktion

Bonn (taz) - Ungefähr 20 Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen des Bonner Frauenhauses haben am Montag ein leerstehendes Haus besetzt, das der Stadt gehört. Sie fordern, daß es zügig renoviert und danach nur noch an Frauenhausbewohnerinnen vermietet wird. Darüber hinaus verlangen sie von der Stadt Bonn zuzusichern, daß Frauenhausbewohnerinnen künftig nicht mehr länger als drei Monate auf die Vermittlung einer angemessenen Wohnung warten müssen. Die Stadt lehnt alle Forderungen ab. Sie hat gegen die Besetzerinnen Strafanzeige gestellt und will das Haus so bald wie möglich räumen lassen.

Auslöser für die Besetzung war die kritische Situation im autonomen Bonner Frauenhaus. Seit Monaten ist es überfüllt vor allem weil viele Bewohnerinnen keine Wohnung finden und dort bleiben müssen. So blockieren sie den Platz für andere Frauen in akuter Not. Zwar gehören Frauenhausbewohnerinnen zu den Wohnungssuchenden der amtlichen Dringlichkeitsstufe eins, dennoch teilt ihnen die Stadt keinen Wohnraum zu. Begründung: „Wir haben keine Wohnungen.“

Daß Frauen, die vor prügelnden Ehemännern flüchten, bedürftiger sein könnten als andere Wohnungssuchende der Dringlichkeitsstufe eins, mag der Sprecher der Stadt nicht einsehen: Außer den Frauen würden noch knapp 1.600 Aus- und Übersiedler, Frischverheiratete und andere warten. „Wir können keinen bevorzugen, nur weil er eine Dame ist. Außerdem weiß ich nicht, ob wirklich alle wohnungssuchenden Frauen, die das Frauenhaus blockieren, begründet Angst haben.“

Ferdos Forudastan