Die neue Sozialsenatorin

■ Gespräch mit Sabine Uhl, der kommenden Senatorin für Jugend und Soziales

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Sabine Uhl (44) wird nach 14 Parlamentsjahren Nachfolgerin von Henning Scherf.

taz: Wie sieht Ihr beruflich-politischen Werdegang aus?

Sabine Uhl: Ich habe mit 19 Jahren geheiratet, drei Kinder bekommen und nach der Geburt des dritten Kindes das Studium zur Sozialpädagogin gemacht. Danach habe ich zwei Jahre in einem Kindergarten in Blumenthal gearbeitet, habe auch eine kleine Einheit geleitet und bin 1975 ins Parlament gekommen. Ich war von Anfang an Mitglied der Jugenddeputation und acht Jahre Sprecherin.

Ihr Name wurde schon öfter bei Senatsumbildungen gehandelt. Zuletzt vor zwei Jahren, als es darum ging, eine neue Gesundheitssenatorin zu finden. Der Bürgermeister hatte Ihnen aber eine Auswärtige, Frau Rüdiger, vorgezogen. Diesmal hieß es, es muß ganz schnell gehen, es muß ein Frau sein, es muß eine aus Bremen-Nord sein und - so der ausdrückliche Wunsch der übrigen Frauen in der SPD-Fraktion

-es sollte kein parlamentarischer Youngster sein. Ist diese Auswahl nicht ein wenig kränkend?

Ich habe das nicht als kränkend empfunden, daß ich damals nicht dran kam - weil ich mir gesagt hatte, daß ich vielleicht noch nicht über die ausreichende organisatorische Erfahrung verfüge. Die

Hiert das Frauen-Paßfoto

Sabine Uhl: Die Sozialsenatorin inspe vertritt derzeit noch das Volk

letzte Zeit als stellvertretende Fraktionsvorsitzende hat vielleicht dazu geführt, daß so etwas wie eine Emanzipation mit mir selbst vor sich gegangen ist. - In der Tat hat wohl diesmal die längere Zugehörigkeit zum Parlament den Ausschlag gegeben.

Sie waren acht Jahre lang Sprecherin der Jugendhilfe -Deputation und als solche Gegenpart von Senator Henning Scherf. Scherf gilt als „Linker“. Wie würden Sie Ihren Standpunkt bezeichnen?

Ich würde mich mehr in der Mitte ansiedeln. Aber ich habe den Eindruck, daß angesichts der massiven Problemlagen dieses links-rechts-Verhältnis gar nicht mehr so stark ist. Ich bin anders als Henning. Henning ist auch bundespolitisch ein ausgewiesener

Sozialpolitiker. Aber ich kann mir vorstellen, daß man so etwas lernen kann.

Immerhin waren Sie fast zwölf Jahre Mitglied der Jugend -Deputation. Was haben Sie für konzeptionelle Vorstellungen?

Das ist schwierig zu sagen. Der eine Schwerpunkt ist sicher, zu versuchen, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Behörde selber, die Ergebnisse umzusetzen, die bei der Untersuchung zur Neuorganisation der Sozialen Dienste rausgekommen sind. Der andere Schwerpunkt ist, die Mitwirkungsrechte der Jugendverbände zu verbessern.

Wie würden Sie Ihre Motivation für Sozialpolitik beschreiben?

Mich interessieren Menschen. Wenn ich sage, ich will Ungerechtigkeiten abbauen, weil ich den Menschen im Mittelpunkt sehe, dann glaube ich, könnte das zum Programm werden. Ich empfinde, daß der Umgang mit Menschen ein Spiegelbild dafür ist, wie wir mit der Natur umgehen.

Die sozialpolitischen Gruppen und Initiativen, die mit Ihnen als Sprecherin der Jugenddeputation verhandelt haben, sagen: „Die Uhl ist harsch und ungeduldig, wo der Scherf schon mal wenigstens zuhört.“ Würden Sie da zustimmen?

Zur Zeit noch, ja. Das ist ein bißchen ein Manko. Das muß ich auch wegkriegen und ausbügeln.

Gespräch: Barbara Debus