Fortsetzung der universitären Mängelverwaltung

■ Studentenvertreter der Technischen Universität üben Kritik am Sonderprogramm des Senats zur Förderung von Studienreformen Die Reformprojekte erhalten nur 2,7 Millionen Mark / Damit kann allerdings nur ein Drittel aller Projektanträge bewilligt werden

Die Auseinandersetzungen um das Sonderprogramm des Senats zur Förderung von Studienreformen halten an. Nachdem der Senat mit der Sperrung der Gelder gedroht hatte (taz berichtete), um vor allem die Freie Universität zu mehr Transparenz beim Einsatz der Mittel zu zwingen, äußerten in dieser Woche Studentenvertreter der TU Kritik an dem Programm. Sie halten den Betrag, der für Studienreformen zur Verfügung gestellt wird, für „lächerlich gering“ - so eine am Dienstag verbreitete Presseerklärung. Von etwa 20 Millionen Mark, die der TU zur Bekämpfung der Ausbildungsmisere zusätzlich überwiesen werden, erhalten Studienreformprojekte nur 2,7 Millionen Mark. „Der Löwenanteil der erstreikten Mittel fließt in die Erhaltung der bestehenden verkrusteten Strukturen“, moniert der TU -Asta in seiner Presseerklärung.

Bisher sind für Studienreformprojekte 35 Wissenschaftliche MitarbeiterInnen (WM) und 70 TutorInnen beantragt worden. Anträge für weitere 20 WM und 40 TutorInnen werden in nächster Zeit erwartet. Um alle beantragten Projekte fördern zu können, müßten sieben Millionen Mark zur Verfügung stehen. Somit kann nur gut ein Drittel dieser Anträge bewilligt werden. Die Studentenvertreter halten da her das Studienreform-Sonderprogramm nur für eine Fortsetzung der universitären Mängelverwaltung. Grundsätzlich zufrieden sind sie jedoch mit der Art und Weise, wie die Sondermittel an der TU verteilt werden sollen. Anders als an der FU war an der TU von Anfang an eine drittelparitätisch besetzte Kommission für Lehre und Studium (LSK) dafür zuständig. Diese hat Grundsätze zur Durchführung des Sonderprogramms formuliert, die gestern vom Akademischen Senat verabschiedet worden sind. Nach Ansicht der Studentenvertreter wäre die von ihnen geforderte Verabschiedung der Grundsätze allerdings noch hinausgezögert worden, wenn nicht die Auflagenbeschlüsse des Senats für Druck gesorgt hätten. Die Studentenvertreter begrüßen daher die Auflagenbeschlüsse - sie hätten in der universitätsinternen Auseinandersetzung die Position der Studierenden gestärkt.

Die meisten Studienreformprojekte, die aus dem 2,7 -Millionen-Sondertopf gefördert werden, gehen auf Initiativen während des Streiks im vergangenen Wintersemester zurück. Die Spannweite der beantragten Projekte reicht vom autonomen Seminar bis zum Modellversuch für die Reform eines ganzen Studiengangs. So wird am Fachbereich Maschinenbau ein Lehrgang Frauen in der Werkstatt eingerichtet. In diesem extrem Männer-dominierten Studiengang wird der weiblichen Minderheit oft vorgeworfen, daß ihr die technische Praxis fehle. In der Frauenwerkstatt soll dies nicht nur diskutiert, sondern handfest bearbeitet werden: Unter der Anleitung einer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin nehmen Studentinnen einen Motorrad-Motor vollständig auseinander und bauen ihn wieder zusammen. Dem Projekttutorium fehlt wie den meisten anderen Tutorien allerdings noch die Ausstattung mit Sachmitteln. Gesichert ist bislang nur die personelle Betreuung. Ohne Sachmittel kann das Projekt nicht starten.

wist