Rührseligkeit

 ■ S T A N D B I L D

(Noel Baba, ZDF, Di., 12.12., 22.40 Uhr) Eigentlich hätte ich viel lieber über den Film Schulz & Schulz vom vergangenen Sonntag geschrieben: Ein Plot, der schon überholt und in gewisser Weise so platt war, daß er schon wieder richtig witzig wurde. Und Darsteller Götz George selbst, einfach zum Knutschen, was ich von seiner Schimmi -Rolle niemals behaupten könnte. Aber ich war in meiner Rezensionszusage zögerlich, und so hatte ein Kollege das Vergnügen.

Statt dessen durfte ich mir dann am Dienstag abend einen Nachwuchsfilm anschauen. Ach, des Problemes triste Tiefe! Ein türkischer Student zieht als Miet-Weihnachtsmann durch deutsche Familien. Welch Elend schlägt ihm da entgegen! Wer hätte das gedacht, daß am Weihnachtsabend einsame Frauen zu Tränenausbrüchen neigen, daß frustrierte Familienväter die Nerven verlieren (Darsteller Ilja Richter täte besser daran, wieder auf ebendieser Seite zu schreiben, als sich derartige Rollen anzutun), daß die Kinder heutzutage mehr an den materiellen Geschenken, denn an stimmungsvollen Feiern interessiert sind und daß selbst die Huren zum Fest der Liebe ihren Moralischen kriegen.

Afik (Taifun Bademsoy), der edle Retter der anatolischen Menschlichkeit, wird durch die Szenerie und den Film gejagt, daß es einem schon um ihn leid tut. Obwohl doch die menschliche Wärme und die echten Geschenke (die von Herzen) ihm zuteil werden, selbstverständlich nur von seinem herzensguten Onkel. Filmemacher Rudolf Oshege hat mit diesem Streifen mehr über seine eigene humorlose Natur verraten als über reale deutsche Weihnachtstristesse. Konnte er sich nicht entscheiden, ob er nun einen sozialkritischen Film oder eine Komödie inszenieren soll? Oder sollte der Streifen auf die Ausländerproblematik hinweisen? Ein Türke als Weihnachtsmann in deutschen Familien dürfte in unserem Lande ganz andere Reaktionen hervorrufen, solche, die wir unserem Helden Afik gerne ersparen möchten.

Was hätte man aus dieser Geschichte nicht machen können mit ein bißchen mehr Intelligenz und Humor! Wie man gekonnt Klischees verbrät, je nach Naturell zum Schmunzeln oder Betroffensein, war, wie gesagt, am letzten Sonntag zu bewundern. Aber einen Schimmi-Schulz kriegt man ja auch nicht alle Tage vorgesetzt. Leider.

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